Was mir besonders aufgefallen ist, ist die Wahl der Farben und die Komposition: Die bunten Kletterjacken vor weißem Schnee stechen sofort ins Auge, wirken lebendig und lassen die Szenerie freundlich und inklusiv erscheinen. Die Visualität leistet meiner Meinung nach einen wichtigen Beitrag dazu, dass der Spot nicht in der Masse traditioneller Bankenwerbung verschwindet. Gerade der Fokus auf natürliche Landschaft und Zusammenarbeit vermittelt ein Gefühl von Authentizität, auch wenn der Spot letztlich den Wechsel zu einer „Nummer 1“ Bank bewirbt.

Ich bin der Ansicht, dass Storytelling hier im Ansatz gut funktioniert, weil die Bildsprache direkt auf Gemeinschaft und Abenteuer einzahlt. Gleichzeitig bleibt aus meiner Perspektive Raum für mehr Originalität: Das Abenteuer-Motiv ist in der Werbewelt mittlerweile ein recht geläufiges Bild für Aufbruch und Erfolg, was es in meinen Augen nicht unbedingt einzigartig macht. Ein gewisser künstlerischer Anspruch ist jedoch erkennbar – besonders in der klaren, fast schon grafisch anmutenden Ästhetik der letzten Sequenzen mit den gelben Hintergründen und prägnanten Schriftelementen.

Von der Werbebotschaft her wirkt alles sehr präzise und unmissverständlich. „Wechseln Sie mit Ihrem Unternehmen zur Nummer 1“ bleibt als Slogan hängen, ohne dass er sich anbiedernd oder zu dringlich anfühlt. Die Inszenierung der Marke Raiffeisen als Möglichmacher korrespondiert sowohl verbal als auch visuell mit dem gezeigten Zusammenhalt der Gruppe. Ich habe den Eindruck, die Zielansprache ist bewusst seriös und setzt auf klassische Werte, gleichzeitig bleibt das Verhältnis zwischen Modernität und Tradition insgesamt stimmig.

Ob die tatsächlich angesprochene Zielgruppe der Firmenkunden sich im Abenteuerfeeling und den Bergsteigerbildern wiederfindet, ist für mich schwer zu beurteilen, aber aus der Logik des Spots kann ich nachvollziehen, dass man über die positiven Gefühle von Freiheit, Fortschritt und Zusammenhalt Vertrauen in die Marke wecken möchte.

Süffisant gesagt: Die Draufgabe mit der Bergsteiger-Metapher ist für den Bankensektor jetzt nicht revolutionär, aber immerhin handwerklich solide aufbereitet. Es gibt für mich keinerlei irritierende Brüche oder unfreiwillige Komik.

Zum Abschluss möchte ich betonen, dass ich eine sachliche und respektvolle Diskussion über die Wirkung und Ausgestaltung dieses Spots sehr begrüßen würde. Ich freue mich daher, wenn andere ähnlich kritisch und differenziert ihre Meinung dazu teilen.

Autor: Mia Zmölnig