Ich persönlich finde, das hätte man durchaus raffinierter lösen können. Stattdessen dominieren nüchterne Produktplatzierungen, standardisierte Bilder von Männern im farbigen Strick und ein Auto, in dem vorzugsweise mit dem Handy hantiert wird.

Ich bin der Meinung, dass der Spot damit primär die Zielgruppe der digitalaffinen, pragmatischen Menschen adressieren möchte, die Klarheit und Übersichtlichkeit zu schätzen wissen. Wer auf clevere kommunikative Haken oder kreative Twists wartet, bleibt hier außen vor. Der Claim „Bei FINN gibt’s Autoabos nur all-inklusiv. Zuverlässig, entspannt, flexibel und absolut ohne Drama“ ist dann auch so sauber und glatt gebügelt, dass ich gelinde gesagt herzlich wenig Spannung im Ablauf wahrnehme. Aus fachlicher Sicht denke ich, dass so eventuell Glaubwürdigkeit vermittelt werden soll, was grundsätzlich in Ordnung ist – nur leider opfert die Werbung damit jede Chance auf Distinktion.

Überraschend fand ich insbesondere die Auswahl des (mindestens schauspielerisch starr wirkenden) Étienne Bousquet-Cassagne neben der Tatsache, dass ich mich offengestanden mit der Formel1-Welt null auskenne. Vielleicht fehlt mir hier ein Subtext, aber ich kann beim besten Willen nicht erkennen, warum genau der Lebenspartner von Ralf Schumacher jetzt als charismatischer Imageträger herhalten darf. Sieht man es süffisant, wirkt das beinahe wie ein Scherz unter Insidern – eine Art „Augenzwinkern“ für ein Publikum, das eigentlich gar nicht weiß, dass es hier zwinkern sollte. Vielleicht kannst du mich (oder jemand anderes) diesbezüglich aufklären?

Dennoch finde ich die direkte Einblendung der Website und die sehr präsenten Preisangaben durchaus konsequent; die Marke gibt sich alle Mühe, maximal transparent und unkompliziert wahrgenommen zu werden. Gerade die klare CI und der stringente Einsatz von Orange als wiederkehrendes visuelles Element sichern dem Spot immerhin eine gewisse Wiedererkennbarkeit. Meiner Ansicht nach wäre aber doch ein minimaler Spritzer Witz oder eine intelligente Brechung des „No Drama“-Narrativs wünschenswert gewesen – gerade, wenn sich schon so auf das entspannte Erleben des Autoabos konzentriert wird.

Was mich insgesamt etwas ratlos zurücklässt: Warum verlässt sich FINN so sehr auf diese fast schon klinisch saubere Präsentation? Mir fehlt hier eine überraschende kommunikative Wendung oder zumindest ein Anflug von Selbstironie. Wer im 2020er-Jahre-TV noch auffallen will, sollte, so denke ich, mehr wagen als das strahlend saubere Tuch über dem Gebrauchtwagen und ein paar variantenarme Alltagsszenen.

Was meint ihr – verfehlt der Spot aus eurer Sicht dadurch, dass er komplett auf raffinierte kommunikative Kniffe verzichtet, seine Chancen, oder reicht euch diese formale Klarheit und Produktfokussierung aus? Ich bin gespannt auf eure Einschätzung!

Autor: Ralf Zmölnig