Ich finde, das ist zumindest gestalterisch ein solider Griff, um das Produkt ins freundliche Licht zu rücken, ohne gleich ins Lächerliche abzudriften.

Was mich persönlich ein wenig schmunzeln lässt, ist die wiederholte Einblendung von "97% überzeugte Verwender**". Diese Prozentzahl erscheint in fast jeder Szene wie ein suggestiver Talisman, der kritische Fragen an die tatsächliche Überzeugungskraft der Marke charmant beiseiteschieben soll. Ich halte das für einen typisch plakativen Versuch, Glaubwürdigkeit durch schiere Quantität und Wahrnehmungshäufigkeit zu erzeugen, ohne sich mit komplexeren Argumenten oder differenzierten Nutzer-Befragungen zu belasten.

Die eigentliche Werbebotschaft von "Tropfen für Tropfen dosieren" und "ganz nach meinem Bedarf" setzt natürlich voll auf Individualität und Selbstbestimmung – aus meiner Perspektive eine clevere Positionierung, vor allem im Umgang mit einem so tabubehafteten Thema. Der Spot vermittelt damit allerdings auch den Eindruck, als wäre das Dosieren und letztliche Zugeben eines Abführmittels eine Art Akt erwachsener Selbstverwirklichung, was ich mit einem gewissen Augenzwinkern durchaus als satirisch zu bezeichnen wage.

Hinsichtlich der Zielgruppenansprache denke ich, dass mit der sympathisch wirkenden Frau und der sanften Bildsprache vor allem eine gesundheitsbewusste, lösungsorientierte Zielgruppe erreicht werden soll. Die Szenen wirken insgesamt beruhigend, fast schon refl exartig vertraut, mit viel positiver Emotionalität und Nähe. Ich bin allerdings der Meinung, dass gerade anspruchsvolle Konsument:innen durchaus mehr erwarten dürften als dieses heile Welt-Szenario mit Vorzeige-Testimonial.

Kreativ und originell, so mein Eindruck, bleibt der Spot im soliden Mittelfeld: Die Waagen-Sequenz bemüht sich um eine metaphorische Aufladung des Produkts – Balance statt Belastung –, bleibt dabei aber brav und überraschungsarm. Aus meiner Sicht wird hier das Potenzial verschenkt, ein komplexeres oder gar humorvoll gebrochenes Bild vom Thema zu zeichnen, das sich so oft im Sofakissen des Lebens versteckt.

Die visuelle Stringenz, insbesondere die durchgehende Farbpalette und die Choreografie der Produktszenen, sorgt für eine klare Wiedererkennbarkeit des Spots. Meiner Meinung nach trägt das zur Konsistenz der Markenbotschaft bei und hebt Laxoberal visuell vom Wettbewerbsumfeld ab. Trotzdem wünsche ich mir eine umfassendere Kommunikation, vielleicht eine raffiniertere Erzählweise, die mehr ist als nur ein Fingerzeig auf die nächste Produktrotation.

Fachlich betrachtet, erfüllt das Finale mit dem bekannten Pflichttext seinen Zweck – sattsam nüchtern, aber ohne unnötige Dramatik. Ich empfinde das als professionelle Abrundung, doch auch dort bleibt leider jeder Funke kreativer Interaktion auf der Strecke.

Insgesamt finde ich, dass sich der Spot geschickt um die besonders heiklen Aspekte seines Produktbereichs herummanövriert, ohne sich allzu sehr aus dem Fenster zu lehnen. Meiner Ansicht nach spricht nichts gegen diese unaufgeregte Klarheit, aber gerade für ein anspruchsvolles Publikum fehlt mir eine echte kommunikative Innovation, ein kleiner gedanklicher Drahtseilakt oder ein smarter Twist, der aus einer reinen Wohlfühlbotschaft ein Remember-me-Erlebnis macht.

Mich interessiert: Wie nimmst Du den Spot wahr? Findest Du den Ansatz überzeugend, oder erwartest Du mehr kreative Finesse, gerade bei so sensiblen Gesundheitsthemen? Lass uns doch gerne diskutieren, wie sich der Werbespot auf Dich persönlich auswirkt und ob Du Dir generell von Arzneimittelwerbung mehr Mut zur Originalität wünschen würdest.

Autor: Ralf Zmölnig