In meiner Wahrnehmung wirkt die Kombination aus dem gezeigten Mann, der den Kopf in den Händen hält und dem Übergang zu lakonisch gesetzten Claims wie „Kein Problem“ durchaus gelungen. Die Macher verlassen sich hier nicht auf Plattitüden, sondern setzen auf visuelle Chiffren, um Scham und Tabu im Kontext von Erektionsproblemen zwar sichtbar, aber nicht ausstellend zu machen. Besonders clever empfinde ich, dass die immer an gleicher Stelle eingeblendete Domain gospring.de fast schon als visuelle Klammer dient und so der Spot einen auffallend konsistenten Markenauftritt erhält. Das Logo wirkt wie ein diskreter, aber insistenter „roter Faden“.

Sehr spannend finde ich die textliche Spiegelung zwischen „Kein Problem“ und dem subtil ambivalenten Wechsel zu „wenn’s nicht klappt, sind wir da“. Das unterstreicht meines Erachtens eine gewisse Leichtigkeit, ohne der Komplexität des Themas die Würde zu nehmen. Gerade die bildhafte Verwendung des Keimlings, der aus der dunklen Erde sprießt, ist für mich ein bildender (und leicht augenzwinkernder) Weg, um Hoffnung und Neubeginn visuell zu inszenieren – und dabei glücklicherweise nicht ins allzu Plakative abzugleiten. Ich sehe hier kreative Ambition.

Vom Stilmittelansatz her werde ich allerdings das Gefühl nicht los, dass zwischen der tierisch-allegorischen Eröffnung und den weiteren Szenen mit Männern im Anzug und Heiterkeit im Bett ein Hauch von Beliebigkeit mitschwingt. Vielleicht ist das Absicht, um die Diversität der Zielgruppe zu symbolisieren – ich bin dennoch der Ansicht, dass ein roter Faden in der Geschichte noch pointierter hätte durchgezogen werden können.

Bemerkenswert finde ich auch, dass die sonst so oft anzutreffenden, überpädagogischen Lösungsversprechen fehlen und die Botschaft stattdessen mit pragmatischem Understatement vermittelt wird. Es ist ein erfreulicher Verzicht auf Gönnerhaftigkeit, was in diesem Segment selten genug ist. Ob der Spot allerdings mit diesem doppelten Boden und den vielen Leerstellen wirklich bei allen Zielgruppen verfängt, stelle ich mir durchaus als Diskussionspunkt vor.

Mein Fazit: Für mich ist das ein angenehm intelligenter und nicht zuletzt angenehm selbstironischer Werbeansatz, der das Thema Erektionsprobleme mit einer frischen Brise Ehrlichkeit und pfiffigen Bildern auf die Bildschirme holt. Wer tiefer gräbt, entdeckt hinter den humorvollen Metaphern durchaus eine Einladung zur Enttabuisierung – ohne in Peinlichkeit oder Übertreibung zu verfallen. Aus meiner fachlichen Sicht ein respektabler Wurf, der nicht nur zur Diskussion, sondern durchaus auch zur Nachahmung im Segment Männergesundheit anregen könnte.

Wie empfindest du die Inszenierung dieses Spots? Fehlt für dich an irgendeiner Stelle der nötige Ernst oder findest du diese direkte Ansprache im Kontext Männergesundheit passend? Mich würde dein Blick auf das Zusammenspiel von Humor, Ästhetik und Wirksamkeit in diesem Spot interessieren!

Autor: Ralf Zmölnig