Dass die Markenbotschaft „B12 Ankermann“ von Anfang an präsent ist, interpretiere ich als bewusste Strategie, möglichst früh Markenbindung aufzubauen, allerdings bleibt für meinen Geschmack dabei etwas die Subtilität auf der Strecke.

Die weitere Szenenführung – insbesondere die Nahaufnahme der Frau mit der Produktverpackung – empfinde ich einerseits als klassisch, auf der anderen Seite hätte ich mir mehr stilistische Raffinesse oder zumindest einen überraschenden Twist in der Visualisierung gewünscht. Klar, der Fokus auf die 1000 µg und die plakative Einblendung von „höchster Dosierung“ sollen die Kompetenz des Produkts vermitteln, aber, ehrlich gesagt, spricht mich eine solche Aufzählung im Fließband-Stil wenig an. Ich denke, mit einer clevereren Inszenierung hätte man hier aus dem informativen Gehalt deutlich mehr machen können.

Originell hingegen wirkt auf mich das cleane, fast schon laborartige Setting beim gemeinsamen Sport. Meiner Meinung nach bricht die Choreographie der Frauen trotz aller Werbekonventionen zumindest optisch das monotone Krankheits-Narrativ auf und setzt bewusst auf Vitalität, ohne zu pathetisch zu werden. Die Verbindung aus alltäglichen Bewegungen und der Farbe Rosa, die sich als visuelles Leitthema durch den gesamten Spot zieht, verleiht der Inszenierung eine gewisse Konsistenz – auch wenn ich ein wenig süffisant bemerken möchte, dass Rosa als Energiefarbe durchaus diskussionswürdig ist. Aus meiner Sicht ist das visuell durchaus gelungen, wenngleich das Ganze doch etwas zu glatt und ohne Ecken und Kanten daherkommt.

Die Hauptbotschaft „Leben, so wie ich es will“ trifft meiner Ansicht nach einen nerv der Zeit, auch wenn mir persönlich der Brückenschlag zwischen hoher Dosierung und Lebensentfaltung etwas zu simpel erscheint. Ich sehe durchaus den Versuch einer stärkeren Identifikation jenseits des reinen Produktnutzens, aber zwischen den Zeilen fehlt mir ein Hauch von Tiefe oder Humor, der die Werbebotschaft origineller transportieren könnte.

Besonders aufmerksam werde ich beim letzten Segment mit dem kurzen, nüchternen Hinweistext. Hier wird, wie es sich für ein Arzneimittel gehört, formal korrekt agiert. Mir fällt auf, dass gerade dadurch das Spannungsfeld zwischen Eigenverantwortung und medizinischer Begleitung aufgemacht wird, was ich durchaus als professionell und integer empfinde.

Alles in allem würde ich sagen: Der Spot setzt auf klassische, unkomplizierte Bilder und eine sehr eindeutige Argumentationslinie – und das mit visueller Klarheit und beständiger Markenpräsenz. Für mein Empfinden fehlt allerdings die anspruchsvolle, überraschende Wendung, die eine tiefergehende Auseinandersetzung oder ein Schmunzeln beim Zuschauer hervorrufen könnte. Gerade bei einem Produkt, das vermeintlich so viel mehr Energie verspricht, hätte ich mir beim Spot selbst ein Quäntchen mehr kreative Energie gewünscht.

Wie seht ihr das? Glaubt ihr, dieser direkte Ansatz reicht aus, um sich im Werbedschungel zu behaupten? Oder würdet ihr – so wie ich – ein etwas raffinierteres, möglicherweise ironischeres Storytelling bevorzugen? Diskutiert gerne mit – ich bin gespannt auf eure Eindrücke und Meinungen zum Spot!

Autor: Ralf Zmölnig