Genau dieses Versprechen „So macht Autokaufen Spaß“ wird bildlich eingelöst durch den ästhetischen Fokus auf gemütliche Wohnzimmeratmosphäre, lachende Familien und das stimmige Ambiente. Ich finde, gerade diese fast schon idealisierte Heimeligkeit wirkt wie ein Gegenentwurf zu klischeehaften, nüchternen Autohäusern – obgleich man hier die Grenze zum Kitsch durchaus ausloten könnte.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, meine ich, dass sich Autohero bewusst in der Mitte der Gesellschaft verankert: Familienfreundlichkeit, Alltagsnähe, warme Farben und unverfängliche Lebenswelten. Die Entscheidung, eine junge Familie mit Kind in den Vordergrund zu stellen, ist durchaus clever – insbesondere, wenn man bedenkt, wie sehr Kaufentscheidungen in diesem Segment von Sicherheitsbedürfnis und Planbarkeit motiviert sind. Dass Kind und Stofftiere explizit gezeigt werden, unterstreicht für mich den Ansatz, Geborgenheit und Sicherheit als zentrale Werte der Marke zu betonen.

Aus fachlicher Sicht bemerke ich, dass der Spot sehr konsequent Brand-Elemente platziert: Oben rechts permanent das Autohero-Logo einzublenden, signalisiert Selbstbewusstsein und sorgt für klare Wiedererkennbarkeit. Nicht weniger auffällig finde ich den gezielten Einsatz der Markenfarbe Orange, die sich durch Buttons, Fahrzeugdetails und Anschlüsse zieht – ein visuelles Stilmittel, das für Markenkompetenz steht und sich angenehm vom trist-grauen Einerlei klassischer Automarken abhebt.

In Sachen Kreativität und Originalität sehe ich allerdings Luft nach oben. Mir erscheint die narrative Linie zwar stimmig, aber letztlich vorhersehbar – der dramaturgische Kniff einer „befreiten Familie“, die am Ende glücklich gemeinsam vorm neuen Wagen posiert, ist – charmant formuliert – nun nicht radikal neu. Die Sequenz, in der quasi als Höhepunkt ein Auto auf dem Anhänger ausgeliefert wird, samt Fotomoment, spielt fast schon ironisch mit der Idee, dass Gebrauchtwagenkauf zum Familienfest avanciert. Persönlich hätte ich mir mindestens eine geistreich-witzige Brechung oder einen pointierten Dialog gewünscht, um diese Bilderflut nicht primär als Werbe-Idylle, sondern als augenzwinkernden Kommentar zur gesamten Autokaufbranche zu lesen.

Die gestalterische Konsistenz des Spots gefällt mir dagegen ziemlich gut: Die jeweiligen Tableaus sind atmosphärisch dicht, die Szenenübergänge fließend, alles wirkt wie aus einem Guss. Auch das Storytelling wird, meiner Meinung nach, durch die nahtlose Integration der Webseite – erst auf dem Laptop, dann auf dem Smartphone – angenehm alltagstauglich inszeniert. Die Sichtbarkeit von Trustpilot-Bewertungen und der Preis-Leistungsindikatoren wirkt in meinen Augen nicht aufdringlich, sondern signalisiert eine gewisse Seriosität, die der Marke guttut.

Meiner Ansicht nach liegt der Hauptreiz dieses TV-Spots weniger in disruptivem Ideenreichtum, sondern vielmehr im souveränen Ausspielen der Markenbotschaft: Autohero gibt sich als verlässlicher Problemlöser, der digitalen Komfort glaubwürdig mit Nahbarkeit verbindet. Süffisant könnte man feststellen, dass in diesem Spot so viel Familienharmonie herrscht, dass sogar der letzte Rest Gebrauchtwagenmief von der makellosen Markenästhetik absorbiert wird.

Mich interessiert an dieser Stelle: Wie nimmst du die emotionale Ansprache wahr, und würdest du sagen, dass dir der Spot genug Tiefe oder Ironie bietet? Oder fehlt dir – wie mir teilweise – der gewisse „Aha-Moment“, der aus werblicher Routine tatsächliche Kommunikationskunst macht? Lass uns darüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig