Die Sequenz mit dem Kellner, der Aperol Spritz’ serviert, transportiert eine fast schon italienische Lässigkeit: ein heller Außenbereich, ungezwungene Eleganz und eine Selbstverständlichkeit im Genuss, die man dem Getränk durchaus zuschreibt. Ich finde es bemerkenswert, wie hier durch authentisch wirkende Settings das Gefühl von Unkompliziertheit und Geselligkeit erzeugt wird. Gleichzeitig bleibt die Ansprache aber sehr generisch – ich habe den Eindruck, dass sich der Spot eher über den Kontext als über vielschichtige Charaktere definiert.

Gerade die Szene mit zwei Frauen unter blauem Himmel und die darauf folgende Einstellung mit der Frau samt Kappe und gestreifter Jacke setzen gekonnt auf Urbanität als Lebensgefühl. Ich bin geneigt zu sagen, dass sich hier der Versuch zeigt, das Produkt als universellen urbanen Begleiter zu positionieren. Leider bleibt es dabei tatsächlich bei rein visuellen Anknüpfungspunkten – von einem cleveren kommunikativ-inhaltlichen Kniff kann ich da leider nichts erkennen.

Der Moment mit dem Glas Aperol Spritz und dem Drucker, der einen Kassenzettel mit „FINALE“ ausspuckt, hat zumindest augenzwinkernd den Anschein, als wolle er auf einen letzten Akt oder Höhepunkt anspielen – ich sehe das durchaus als Versuch eines kleinen Storytelling-Elements. Leider wird das nicht weitergeführt oder aufgelöst, was für mich die Gelegenheit vergibt, einen wirklich intelligenten Twist zu setzen.

In der Szene, in der das Getränk weitergereicht wird und nebenbei Menschen miteinander lachen, schwingt ganz klar die Kernbotschaft mit: Aperol als stimmungshebendes Bindeglied sozialer Momente zu inszenieren. Ich halte das für konsequent, aber alles andere als originell. Die Markenaussage „L'UNICO. PER TUTTI.“ (der einzige für alle) wird so zwar visuell transportiert, ich vermisse jedoch eine überraschende Meta-Ebene oder ein spielerisches Brechen mit etablierten Werbekonventionen. Hier zeigt sich eine typische, fast schon erwartbare Inszenierung von Gemeinschaft und Genuss.

Die Schlusssequenz mit der prominent platzierten Flasche, den Orangen und dem dezent eingeblendeten Konsumhinweis ist für mein Empfinden ein klassisches, beinahe pflichtschuldiges Finale. Gerade im Kontext der anspruchsvollen Werbeästhetik sehe ich darin ein klares Bekenntnis zur Konsistenz der Markenbotschaft, jedoch ohne den Funken intellektueller Finesse, den ich mir wünschen würde.

Abschließend halte ich fest: Der Spot arbeitet effektiv mit etablierten visuellen Codes und spricht eine breite, erlebnishungrige Zielgruppe an. Was für das Massengeschäft sicher richtig ist, hinterlässt aus meiner Perspektive aber einen faden Beigeschmack an vertaner kreativ-strategischer Raffinesse. Im Grunde wird man hier Zeuge eines durchaus eleganten, aber wenig intellektuell stimulierenden Aperitif-Moments, der lieber auf Konsens als auf Kontroverse oder Anspruch setzt.

Ich frage mich: Trifft der Spot mit seiner generellen Zugänglichkeit die Sehnsucht nach Interaktion und Ungezwungenheit wirklich im Kern – oder schrammt er aus deiner Sicht eher an den Erwartungen eines reflektierten Publikums vorbei? Lass uns darüber diskutieren, welche kommunikative Relevanz solche Spots heute noch haben und ob ein Höhenflug in Sachen Kreativität wirklich nötig ist, um in Erinnerung zu bleiben.

Autor: Ralf Zmölnig