Andererseits könnte man meinen, Aldi verlässt sich dabei sehr selbstbewusst auf das Narrativ des Billiganbieters, als sei dies das höchste kulturelle Gut.

Die kreative Umsetzung ist dabei fast schon irritierend puristisch: Der Spot wirkt wie ein farblich sortiertes Datenblatt, das mit übergroßen Badges, Siegeln und Preisnachlässen um sich wirft. Die blauen Hintergründe fungieren als nüchterne Bühne für das eigentliche „Theater“ um Preis, Preisreduktion und Award-Plaketten. Ich muss gestehen, ich hätte mir – ganz im Sinne meines Faibles für intelligente Wendungen und überraschende Kommunikation – ein Quäntchen mehr Finesse gewünscht: Vielleicht einen augenzwinkernden Kommentar zur Preisjagd, eine visuelle Meta-Ebene oder auch nur eine kleine ironische Brechung des ewigen Rennens um den günstigsten Cent.

Bemerkenswert erscheint mir aber, wie geschickt Aldi hier die gesamte Markenarchitektur von Nord und Süd mit Doppel-Branding in Szene setzt – das strahlt große Geschlossenheit aus, als würde damit der Graben zwischen den beiden Filialwelten endgültig für den Spot zugeschüttet. Für die anvisierte Zielgruppe ist das eine Botschaft mit Signalwirkung: Du bekommst überall denselben ehrlichen, günstigen Preis, ob nun an der Küste oder im Voralpenland. Besonders findig finde ich zudem den Einsatz der „16 Mal in Folge“-Medaille – weil das gerade im Discount-Segment ein subtiler Fingerzeig auf Verlässlichkeit und einen gewissen Traditionsstolz ist, den Aldi wohldosiert pflegt.

In puncto visuelle Elemente bin ich allerdings etwas zwiegespalten: Es ist zwar alles sehr klar strukturiert und informationsgeladen, gleichzeitig aber auch vollkommen erwartbar. Die Produkte schweben neutral im Raum, Dramaturgie Fehlanzeige, der Hintergrund bleibt stoisch blau – echtes Storytelling sieht für meinen Geschmack anders aus. Vielleicht will die Inszenierung dadurch betonen, dass es eben ums blanke Wesentliche geht („No Bullshit“-Mentalität), aber ein Augenzwinkern, das klassische Aldi-Stilmittel wie Understatement mit spielerischer Leichtigkeit kombiniert, hätte dem Spot gutgetan.

Meiner Ansicht nach ist die Werbebotschaft enorm transparent: Man weiß in weniger als fünf Sekunden, worum es geht. Das kann man als Stärke sehen, ich persönlich hätte mir aber mindestens einen subtilen Bruch oder ein überraschendes Element zur Aktivierung intelligenter Konsumenten gewünscht. Das permanente Trommeln der „DAUERHAFT REDUZIERT“-Etiketten hat schon fast etwas Hypnotisches – ein dezenter Verweis auf Qualität oder Nachhaltigkeit hätte die Botschaft in meinen Augen etwas geerdet und differenziert.

Wenn ich also Bilanz ziehe, dann überwiegt die nüchterne Effektivität. Fachlich gesehen kann man Aldi attestieren, dass sie ihre Kommunikationslinie glasklar fortsetzen; den Mut, wirklich überraschende oder stilistisch innovative Akzente zu setzen, vermisse ich hier jedoch. Für Schnäppchenjäger und loyale Discount-Fans dürfte die klare, konsequente Kommunikation nahezu ideal ankommen – Menschen, die in Werbung gerne auch mal mit einem intellektuellen Augenzwinkern oder kreativer Doppelbödigkeit konfrontiert werden wollen, werden in diesem Format jedoch kaum abgeholt. Ich kann mir vorstellen, dass diese Werbe-Strategie das Markenversprechen zwar lückenlos konsolidiert, aber auch wenig Raum für Begeisterung jenseits der reinen Preislogik lässt.

Wie hast Du den Spot erlebt? Fallen Dir Aspekte auf, die ich vielleicht übersehe? Was würdest Du Dir für die Weiterentwicklung von Aldi-Werbung wünschen – mehr Fokus auf Storytelling, Qualität oder vielleicht sogar Humor? Ich freue mich auf Deine Sichtweise!