Für jemanden mit einer Vorliebe für anspruchsvolle und intelligente Werbestrategien allerdings bleibt die Inszenierung dann doch deutlich im Bereich des Kindlichen: Der kleine Roboter mutet beinahe wie eine Zeichentrickfigur an und wirkt eher wie ein putziger Sidekick denn als Ausdruck einer cleveren kreativen Wendung.

Obwohl durch die anthropomorphisierte Robotik-Inszenierung ein gewisser Niedlichkeitscharme transportiert wird, vermisse ich persönlich die raffinierte Ironie, die bei einem nüchternen Thema wie WC-Hygiene für einen subtilen Aha-Moment sorgen könnte. Ich meine, die Visualität des Spots setzt zwar moderne Akzente – LED-Augen, blaue und gelbe Farbspielereien, agile Kamerafahrten rund um die Toilette und animierte Schaum- oder Lichteffekte –, bleibt jedoch letztendlich im Erwartbaren der Produktkategorie stehen.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, bin ich der Ansicht, dass eine breite Käuferschicht adressiert wird; von Familien mit Technik-interessierten Kids bis hin zu jenen, die bei Haushaltsthemen „Problemlösung plus Unterhaltung“ schätzen. Die Präsenz mehrerer Personen jeglichen Geschlechts und Alters im Badezimmer, dazu der betont simple Imperativ „Teste jetzt WC-frisch Kraftaktiv“, legt es aus meiner Perspektive darauf an, möglichst niemanden auszuschließen. Einen cleveren Dreh oder eine pointierte Differenzierung, wie man sie von anspruchsvolleren Markenkommunikationen kennt, kann ich indes nicht entdecken.

Bei der Werbebotschaft fährt der Spot auf direkter Spur: 24/7 frisch, mit jeder Spülung neue Hygiene, und das alles „Von 96% empfohlen“. Das ist durch die wiederholte visuelle Einblendung der Logos und Claims nicht zu übersehen. Ich finde allerdings, dass die Integration der Zahlenspielerei (2.000 Tester in Deutschland, 96% Empfehlung) eher wie eine Pflicht-Kür klassischer Rational-Werbung daherkommt und weniger als gezielter Vertrauensanker subtil eingesetzt wird. Gerade in einem Spot, der so viel auf Bildsprache und sympathisches Storytelling setzt, wirkt es auf mich fast schon ein wenig trocken eingefügt.

Der Einsatz der visuellen Elemente – angefangen bei den leuchtenden Kugeln im WC, den plakativen Verpackungen, über spiegelndes Wasser und Lichtstrahlen bis hin zu den blitzenden Roboter-Augen – unterstreicht für mein Empfinden den Anspruch, Reinlichkeit als fast schon spielerisches Markenerlebnis zu verkaufen. Ich bin jedoch skeptisch, ob das Übermaß an bunten Effekten nicht ein wenig davon ablenkt, dass es am Ende um einen Gebrauchsgegenstand geht, dessen Kernnutzen simpel bleibt.

Meiner Meinung nach wäre der Spot gelungener, wenn er sich in der Tonalität erlauben würde, durch feine Zweideutigkeiten, intelligente Pointen oder einen ironischen Twist das Tagesgeschehen im Badezimmer auf eine wirklich überraschende Weise zu spiegeln. Auch hätte ich mir mehr Tiefgang bei der Darstellung des „Frische- & Schmutz-Protectors“ gewünscht – vielleicht ließe sich daraus ein augenzwinkernder Vergleich zu Alltagssuperhelden ziehen, statt das Thema auf plüschige Roboterfiguren zu verengen.

Unterm Strich würde ich sagen, WC Frisch Kraftaktiv verpasst leider die Chance, das Level der Produktkommunikation auf ein intellektuell stimulierenderes und originelleres Niveau zu heben. Insbesondere, wenn man als Zuschauer Wert auf kreative Brillanz und anspruchsvolles Storytelling legt, fühlt sich das Ergebnis eher nach verpasster Gelegenheit als nach Innovation an. Dennoch: Wer auf bunte Bildwelten und zugängliche Markenbotschaften steht, wird hier sicherlich nicht enttäuscht.

Wie empfindest Du den Spot: Begeistert Dich die bunte Roboterwelt – oder hättest Du Dir ebenso etwas mehr Ironie und kreative Tiefe gewünscht? Lass uns gerne fachlich oder ganz subjektiv darüber ins Gespräch kommen!

Autor: Ralf Zmölnig