Ich würde anmerken, dass dies zwar effektiv Klarheit vermittelt, aber aus künstlerischer Sicht ausgesprochen konventionell daherkommt – letztlich bleibt hier wenig Raum für interpretative oder assoziative Gedankenspiele, die ich oftmals besonders reizvoll finde.

Die textdominierte Bildsprache mit Schlagwörtern wie „SOMMER KOLLEKTION“ und „50% RABATT“ vermittelt die Werbebotschaft gänzlich unmissverständlich. Ich bin geneigt zu sagen, dass dies zwar zielgerichtet, aber keineswegs subtil passiert; raffinierte narrative Finessen oder ironische Brechungen sucht man hier vergeblich. Eigentlich habe ich bei kommunikativer Exzellenz immer den Anspruch, dass eine Werbebotschaft nicht nur ins Auge springt, sondern intellektuell noch einen Haken schlägt – das passiert aus meiner Sicht nicht wirklich. Man könnte fast zynisch formulieren: Der Spot erschlägt einen mehr mit Zahlen als mit Argumenten.

Besonders auffallend ist die Gliederung des Spots in verschiedene Szenen mit einem markanten, gleichsam repetitiven Aufbau: Immer wieder siehst Du das Logo, immer wieder steht ein bestimmtes Sofa-Modell im Fokus, das sehr nüchtern mit Preis und Rabatt präsentiert wird. Die visuelle Inszenierung bleibt insgesamt eher sachlich und emotionsarm – ich persönlich hätte mir hier vielleicht mehr Mut zu einem bildhaften Storytelling oder eine ironische Brechung gewünscht. Stattdessen siehst Du Männer in eher alltäglicher Alltagsmode und mit Arbeitsschürzen, die eine Handwerklichkeit symbolisieren sollen. Das Handwerkerthema wirkt für mich zumindest konzeptionell solide, aber es bleibt letztlich fragmentarisch und verzichtet auf kreative Zuspitzung.

Was die Ansprache der Zielgruppe betrifft, entsteht bei mir der Eindruck, Poltronesofà wolle ganz bewusst preisbewusste Haushalte ansprechen, die Wert auf ein vermeintlich handwerkliches Qualitätsversprechen legen. Die „Solo-Divani. Di Qualità.“-Formel hat zwar einen gewissen Wiedererkennungswert, driftet aber für mein Empfinden schnell ins allzu Erwartbare ab. Ich sehe keinen substanziellen Überraschungseffekt in der Markenkommunikation, sondern mehr den klassischen Reflex, sich über Jahrzehnte „Qualität“ zu definieren und dies mit Verkaufszahlen zu unterfüttern.

Die bewusste Reduktion auf nüchterne, fast schon technische Produktinszenierung halte ich für mutig im Sinne einer anti-spektakulären Ästhetik, über die man zumindest diskutieren kann. Dennoch, als Freund subtiler Inszenierung und kluger Ironie hätte ich mir vielleicht eine Dialogszene gewünscht, in der handwerkliche Exzellenz und Alltag mit Witz oder einer Meta-Ebene verbunden werden. Das fehlt mir hier: Es bleibt bei Zahlen, Fakten und Werkstatt-Schürzen.

Abschließend finde ich, dass der Spot funktional, aber insgesamt überraschungsarm und gestalterisch wenig inspirierend daherkommt. Aus fachlicher Sicht ist er klar und zielführend, aber Renaissance-Momente der Markenwerbung bleiben für meinen Geschmack aus. Provokant gefragt: Ist Klarheit schon die halbe Miete oder braucht es nicht manchmal einen Funken Genie, um aus Einfallslosigkeit Raffinesse zu machen?

Was meinst Du – reicht Dir diese lineare, informationsgetriebene Ansprache oder erwartest Du von Premium-Markenkommunikation mehr Originalität und Tiefgang? Ich bin gespannt auf Deine Einschätzung dazu!

Autor: Ralf Zmölnig