Ich finde, dass Einhell mit diesem Spot einen durchaus mutigen Schritt gegangen war. In meinen Augen wurde das Akkusystem „Power Exchange“ nicht ausschließlich als technisches Produkt, sondern vielmehr als ganzheitliches Leistungsversprechen inszeniert. Schon die Bildsprache – der Wechsel zwischen Werkstatt, Stadion, Holzachterbahn und Gartenelementen – stellte eine höchst ungewöhnliche wie originelle Verbindung zwischen der Welt des Heimwerkens, Gartenarbeit und ikonischer, sportlicher Leistungsbereitschaft her. Meiner Meinung nach ist so ein kontextueller Brückenschlag, abseits reiner Produktpräsentation, in der Gattung der Baumarkt- und Werkzeugwerbung selten so konsequent umgesetzt worden.

Was mir besonders auffiel, war die visuelle Dramatisierung durch großformatige Stadion-Settings, helle Tageslichtstimmungen und den gezielten Einsatz der Corporate-Identity-Farben Rot und Schwarz. Damit wurde nicht nur das Markengefühl gestärkt, sondern auch eine klare Assoziation zu Schnelligkeit, Präzision und Siegertypen geschaffen. Für mich lag in der Verbindung von Stadion-Atmosphäre und Haus&Garten-Produkten ein subtiler, aber sehr raffinierter Narrativ-Ansatz: Technik, die aus dem Alltag in die Arena der Höchstleistung gehoben wurde.

Die Wahl von Oliver Kahn als Protagonisten empfand ich als besonders gelungen. Er stand, historisch betrachtet, als Symbolfigur für Disziplin, Ausdauer und kompromisslose Qualität – Attributen, die Einhell auch seiner eigenen Marke anzudichten versuchte. Nach meinem Empfinden verhalf sein Auftritt – auch mangels vieler prominenter Gesichter in dieser Branche – zu einer erhöhten Glaubwürdigkeit und Aufmerksamkeit. Die Testimonial-Inszenierung wurde nicht überzogen, blieb angenehm zurückhaltend und integrierte sich stimmig, ohne aufgesetzt zu wirken.

Ich bin der Meinung, dass die Werbebotschaft – mit Claims wie „Maximale Leistung“ und „Power Exchange“ – knapp, aber durchaus prägnant vermittelt wurde. Die zentrale Botschaft lag für mich darin, dass Vielseitigkeit und Endlosigkeit im Einsatz der Akku-Technik als entscheidender USP klar herausgestellt wurden. Dabei zeigte der Spot sowohl Männer als auch Frauen als Nutzer der Produkte, was aus meiner Sicht einer modernen, inklusiven Zielgruppenansprache entsprach, wie sie im Jahr 2023 längst Standard, aber leider nicht immer selbstverständlich war.

Meiner Ansicht nach steckte im Spot dennoch eine kleine Schwachstelle: Die Inszenierung bewegte sich stellenweise hart an der Grenze zu einer Überhöhung und Ablenkung vom eigentlichen Produktnutzen. Das Storytelling wirkte zeitweilig fast zu bemüht heroisch und hätte aus professioneller Sicht eine Spur mehr Bodenständigkeit vertragen, um den Praxisbezug für etwaige DIY-Anwender noch klarer zu vermitteln. Gerade durch die imposanten Bilder bestand die Gefahr, dass der innovative Produktvorteil zugunsten der Markeninszenierung etwas in den Hintergrund rückte.

Ich denke, im Rückblick auf 2023 hatte Einhell jedoch den Markenauftritt klar konsistent gespielt. Das Spot-Konzept griff die damalige Markenstrategie konsequent auf und setzte auf offensive Modernität, technische Kompetenz und die Nähe zu sportlicher Spitzenleistung – etwas, womit Einhell sich im Laufe der Jahre erfolgreich von den Mitbewerbern differenziert hatte. Das Zusammenspiel mit den präsenten Einblendungen von Logo und Website zielte unmissverständlich auf Awareness und digitalen Response.

Abschließend bin ich der Meinung, dass dieser Spot für den Markt 2023 einen richtungsweisenden Impuls für die Markenkommunikation im DIY- und Gartenbereich ausgesendet hatte. Die Verbindung von stadioninspirierter Dramaturgie, Testimonial-Stärke und bildgewaltiger Inszenierung passte hervorragend zur damaligen Innovationsstrategie von Einhell und unterstrich die Markenkompetenz ausdrucksstark und differenziert – auch wenn der Spagat zwischen Anspruch und massentauglichem Zugang nicht in jedem Frame vollkommen balanciert worden war.

Autor: Ralf Zmölnig