Dass das Ganze dann auch noch musikalisch von den Chemical Brothers unterlegt wurde, war aus meiner Sicht musikalisch wie generationsübergreifend ein echtes Highlight und, ich denke, eine kluge Entscheidung – immerhin sorgen deren Sounds nicht nur für Drive, sondern bringen auch jene energetische Frische ins Motiv, die man wohl mit “Go Green” transportieren wollte.

Gleichzeitig muss ich jedoch fachlich wie kritisch hinterfragen, inwiefern diese Stilistik wirklich zur Kernbotschaft und zur Zielgruppenansprache beitrug. Klar, junge, progressive Stadtkids und digitalaffine Early Adopters waren mit dem Skatepark-Setting und den dynamischen Schnitten (Stand: Frühjahr 2024) durchaus clever und zeitgeistig adressiert. Andererseits bin ich der Überzeugung, dass hier auch sehr stark auf eine popkulturelle Ästhetik gesetzt wurde, die sich zwar frisch und hip gibt, aber letztlich kaum auf die Substanz des beworbenen Produkts einzahlt.

Gerade aus meiner langjährigen Erfahrung in der Markenkommunikation ist es so, dass eine starke Bildsprache durchaus wichtig, aber letztlich immer nur Mittel zum Zweck sein darf. Der Fokus auf das Skateboarding, kombiniert mit dem emotionalisierenden Grün als Bildsprache für Nachhaltigkeit, mag zwar vordergründig modern erscheinen, ist retrospektiv für mich jedoch fast ein wenig generisch, da Nachhaltigkeitskampagnen zu dieser Zeit vielerorts auf grüne, naturnahe Settings und urbane Lifestyles setzten. Ich finde, dass die eigentliche Werbebotschaft – das “Go Green Konto” – in der überbordenden Dynamik und den urbanen Bildern ein Stück weit verloren ging. Die Handlung suggeriert ja, dass man mitten im Skatepark auf einmal, ganz spontan, seine Banking-App zückt, um online zu eröffnen – das finde ich persönlich absurd und sehr weit hergeholt. Solch ein Konstrukt lässt für mich Authentizität und Alltagstauglichkeit der Lebensrealität der Zielgruppe vermissen.

In Bezug auf die Konsistenz der Markenbotschaft hätte ich mir zudem mehr Tiefgang gewünscht. Bank Austria – als Traditionsmarke mit jahrzehntelanger Verwurzelung in der österreichischen Bankenlandschaft – hatte sich meines Erachtens mit Übernahmen und Umstrukturierungen ohnehin in einer Phase der Identitätssuche befunden. Ich glaube, dass der Spot viel Energie darauf verschwendet hat, sich jung und “hip” zu geben, wo gerade Bank Austria im öffentlichen Bewusstsein eigentlich für Zuverlässigkeit, Seriosität und Bodenhaftung gestanden hatte. Das Go Green Konto wurde daher lediglich als modernes Accessoire inszeniert, ohne die ökologischen Mehrwerte oder Innovationsdimensionen wirklich stringent und eigenständig zu erzählen.

Was die visuellen Elemente betrifft, bin ich der Meinung, dass hier gekonnt mit Tiefenschärfe, Farbgebung und Schnitten gearbeitet wurde. Die roten Akzentuierungen durch Kleidung und App harmonierten mit dem Corporate Design und sorgten für Wiedererkennbarkeit – das gekonnte Spiel mit Unschärfen und Gegenlicht war ästhetisch absolut zeitgemäß und erinnerte an hochwertige Urban Fashion Kampagnen dieses Jahrgangs.

Als Schwachstelle identifiziere ich jedoch ganz klar das mangelnde Storytelling: Es bleibt ein Eindruck von Visualität um der Visualität willen, die Differenzierungskraft des Produkts selbst blieb für mich weitgehend diffus. Ich bin der Ansicht, dass das vorherrschende “Hipness-Overkill”-Narrativ langfristig wenig Markenbindung erzeugte und wenig substanziellen Mehrwert kommunizierte. Die historische DNA von Bank Austria wurde eher kaschiert als geschickt integriert.

In Summe: Ich hätte mir eine mutigere und inhaltlich originellere Herangehensweise gewünscht – mit überraschenderen Wendungen, einer authentischeren Alltagssituation und vielleicht mehr Hinführung zu echter Nachhaltigkeit (nicht nur als grünes Moodboard). Mich hat der Spot vordergründig amüsiert, ließ mich aber konzeptionell und als Kommunikationsexperten eher unbefriedigt zurück.

Autor: Ralf Zmölnig