Für mich ist diese cineastische Grandezza ein klarer Fingerzeig auf das Selbstverständnis der Marke: Hier wird nicht einfach ein Duft verkauft, sondern ein ganzes Lebensgefühl inszeniert.

Ich finde, die Entscheidung, das Bild des Eros und der Antike so plakativ zu nutzen, ist einerseits durchaus clever, weil sie sofort eine emotionale Brücke schlägt – vorausgesetzt, man bringt ein gewisses Faible für klassische Symbole mit. Gerade der körperlich inszenierte Protagonist, der als moderner Halbgott inszeniert wird, spricht dabei vermutlich gezielt eine jüngere, aktive männliche Zielgruppe an, die sich nach Abenteuern, Selbstüberwindung und ein bisschen göttlicher Aura sehnt. Die Assoziation von Heldentum und Verführung ist meiner Ansicht nach nicht neu, aber hier stilistisch makellos umgesetzt.

Reizvoll finde ich aus kommunikationsstrategischer Sicht die Verbindung von Antike und Moderne: Der Mann, athletisch und durchtrainiert, taucht wie aus einer Sage auf, ist aber ein Kind der Gegenwart – inklusive verschwitzter Muskeln und urbanem Stil. Solche Brückenschläge zwischen Epos und Gegenwart empfinde ich als ziemlich smart, vielleicht mit einem kleinen Augenzwinkern. Denn letztlich weiß heute jeder, dass kein Duft die Welt aus den Fugen hebt; das hohe Pathos wirkt – mit etwas Distanz betrachtet – fast schon amüsant. Zum Glück bleibt das Ganze jedoch visuell und atmosphärisch so stark, dass ich diesem Übermaß an Symbolik nicht übel nehme, sondern mich eher an ihr erfreue.

Kreativ und originell finde ich insbesondere die Metapher des Pfeils, der als Leitmotiv durch den Film führt: Vom ersten Anspannen bis hin zur spektakulären Zerstörung der Parfümflasche als finalem Energieausbruch. Das ist in meinen Augen eine eindrucksvolle Chiffre für Kraft und Direktheit, ohne dabei in Kitsch abzurutschen. Auch das visuelle Finish – der Splitterflug des Flakons, eingefroren in Slow Motion, das Lichtspiel der Tropfen – überzeugt mich ästhetisch und gefällt mir als Zeichen maximaler Entfesselung.

Was die visuelle Umsetzung betrifft, gerate ich fast ein wenig ins Schwärmen: Das Zusammenspiel aus goldenen Himmeln, rauhen Felsen, edlem Glas mit Medusakopf und dem spannungsgeladenen Helden ist markentypisch opulent, aber nicht überladen. Die Bildsprache trägt den extravaganten Stil von Versace konsequent weiter, ohne in platte Selbstdarstellung zu kippen. Für mich ein Paradebeispiel, wie Luxusmarken es heute verstehen, Kinooptik und Markenmythos zusammenzudenken.

In Summe glaube ich, dass es dem Spot gelingt, sowohl die Erwartung an das Produkt als auch die Ästhetik der Marke kongenial zusammenzuführen. Ich persönlich hätte vielleicht noch einen Funken mehr Subtilität geschätzt – manchmal ist der Heroismus grenzwertig dick aufgetragen. Aber im Kontext einer Marke wie Versace, die ohnehin nie für Understatement steht, passt diese stilistische Wucht doch erstaunlich gut.

Wie empfindest Du die Mischung aus Pathos, Ästhetik und Storytelling im Spot? Überzeugt Dich die Inszenierung oder findest Du die mythologische Überhöhung zu plakativ? Mich interessiert, wie Du die kreative Umsetzung der Markenbotschaft wahrnimmst – teile gern Deine Gedanken oder fachlichen Einwände zu diesem Werbeerlebnis!