Die visuelle Umsetzung mit den typischen Office-Elementen – Whiteboard voller Motivationsslogans, Tischszenen mit Kaffee, Gebäck und Papierstapeln – wirkt auf mich wie eine gelungene Parodie auf Power-Meetings der Geschäftswelt. Ich denke, dass genau darin ein bewusster Bruch geschaffen wird: Die Sparkasse distanziert sich charmant von den überstrapazierten Erfolgssprüchen, ohne sie direkt zu denunzieren. Die fast schon karikatureske Darstellung der Szene, das getragene Auftreten des Coaches und die subtile Selbstironie sprechen für mich Menschen an, die durchaus eine gewisse Werbeintelligenz zu schätzen wissen.

Auch der Umschwung vom vermeintlichen Erfolgsgeheimnis – "A wish, a will" – hin zum schlichten, lauten "Boom!" gelingt, wie ich finde, pointiert und präsentiert das Payoff-Angebot ("Sparkassen-Card mit Payback verknüpfen und täglich eine Million Punkte gewinnen") als einen fast schon magischen Moment. Für mich sticht hier die Kreativität der Brücke zwischen Coaching-Motivik und Produktversprechen hervor. Man verlässt die humorvolle Meta-Ebene nicht ganz, sondern wickelt die nüchterne Werbebotschaft elegant in den Mantel des sich selbst nicht ganz ernst nehmenden Erfolgsmythos.

Die visuelle Konsistenz – das klare Sparkassen-Rot, eingeblendete Logos, das freundliche Payback-Männchen – sorgt dafür, dass für mich trotz Ironie und Augenzwinkern die Markenidentität nicht untergeht. Im Gegenteil: Der visuelle Schlusspunkt mit "Weil’s um mehr als Geld geht" bringt das Ganze noch einmal auf die emotionale Meta-Ebene zurück und sichert die Wiedererkennbarkeit der Marke.

In Bezug auf die Zielgruppe erkenne ich eine Ansprache, die meiner Meinung nach gezielt auf digitalaffine, urbane und humorbereite Bankkund:innen zielt, also weniger die klassische Sparkassen-Kundschaft, sondern all jene, die neben Funktionalität auch Entertainment von Werbung erwarten. Ich finde, gerade für Menschen, die klassische Bankthemen als zu trocken empfinden, bietet dieser Spot einen willkommenen Perspektivwechsel.

Kritisch sehe ich allenfalls die schnelle Abfolge und die Dichte der visuellen wie auditiven Reize – das stakkatohafte "Boom" und der direkte Call-to-Action können aus meiner Perspektive rasch zum Overload führen. Hier hätte ich mir ein Quäntchen mehr Subtilität in der Auflösung gewünscht, um der anfangs aufgebauten Ironie noch konsequenter zu vertrauen.

Alles in allem, meiner Ansicht nach ein ambitionierter, erfrischend anderer TV-Spot aus dem Sparkassen-Universum, der sich auch traut, die eigene Branche ein bisschen auf die Schippe zu nehmen. Für Werbung im Finanzbereich ein seltener und umso begrüßenswerterer Ansatz – zumindest für Menschen, die Werbe-Intelligenz und einen gewissen Anspruch beim Zusehen verlangen.

Inwiefern triffst du in deiner Wahrnehmung auf ähnliche oder ganz andere Erwartungen bei solcher Bankwerbung? Diskutiere gern, wie stimmig die Ironie für dich wirkt – oder ob du bei so viel Boom lieber einen Gang zurückschalten würdest!

Autor: Ralf Zmölnig