“ empfinde ich als ausgesprochen selbstbewusst, ja beinahe programmatisch. Aus meiner Sicht gelingt es Mercedes-Benz durchaus, mit dieser Kompromisslosigkeit eine Zielgruppe anzusprechen, die sich mit Pioniergeist und Leidenschaft für Innovation identifiziert – allerdings in erster Linie Technik-Aficionados mit einem deutlichen Hang zum Pathos.

Die visuelle Umsetzung empfinde ich als äußerst hochwertig: Die eingefangenen Landschaften, das Lichtspiel zwischen sanftem Dämmerungsglanz und dem scharfen Scheinwerferlicht des AMG GT XX, und nicht zuletzt die flüssigen Bewegungsabläufe erzeugen eine bemerkenswerte Sogwirkung. Ich finde, dass die Szene mit dem Fahrzeug auf der abgesperrten Straße vor Sonnenuntergang und die darauf folgende Weltumrundungs-Metapher im All wirklich originelle Akzente setzen – da schwingt schon eine gewisse Hybris mit, aber auf durchaus faszinierende, fast schon spektakuläre Weise.

Was den kreativen Kommunikationsansatz betrifft, sehe ich eine klare, zielgerichtete Dramaturgie, die den Schritt vom „Erfinder des Automobils“ zum „elektrisierenden Innovator“ ins Zentrum stellt. Ich bin überzeugt, dass gerade die Zahlen-Einblendung „7 TAGE, 13 STUNDEN, 24 MINUTEN UND 7 SEKUNDEN“ dem Spot eine Fakten-Schwere verleiht, die dem Anspruch auf Ingenieurskunst gerecht wird, ohne ins Bleierne abzusacken. Mir gefällt, dass dieser Moment nicht nur Geschwindigkeit als reine Zahl feiert, sondern einen Marathon-Charakter suggeriert – eine anspruchsvolle Kommunikation, wie ich sie bei Autobauern viel zu selten sehe.

Humoristisch bis süffisant möchte ich jedoch anmerken, dass der Spot es keineswegs lassen kann, den eigenen Mythos vorneweg zu tragen – die Anspielung auf die Erfindung des Automobils seit 1886 ist zwar ein erprobtes Stilmittel, aber es schwingt immer eine gewisse Selbstverliebtheit mit, die ich fast schon augenzwinkernd als Mercedes-typisch verbuche. Mir fällt auf, dass sich Mercedes-Benz hier bewusst nicht für clevere Ironie oder Understatement entscheidet, sondern ganz auf große Geste setzt. Meiner Meinung nach ist das konsequent, wenngleich ich mir persönlich an einer Stelle einen eleganteren Twist gewünscht hätte – so bleibt am Ende doch jede Kurve und jede Zeile in Hochglanz poliert und dramaturgisch erwartbar.

Der Moment, als das Team den Triumph feiert und die Kamera die aufgeregten Gesichter in der Box einfängt, gefällt mir wiederum ausgesprochen gut. Hier zeigt sich, dass Innovation und Spitzenleistung eben keine magischen Zufallstreffer sind, sondern das Ergebnis von Teamwork, Leidenschaft und akribischer Entwicklung. Gerade dieser Fokus auf die Menschen im Hintergrund hebt sich wohltuend von der oft steril wirkenden Technikinszenierung anderer Werbespots ab. Ich bin überzeugt, dass so ein Moment der Authentizität der ganzen Inszenierung guttut.

In der Schlusssequenz mit der Fahrzeug-Formation und dem Slogan „ANTRIEB FÜR INNOVATIONEN. SEIT 1886.“ stellt sich mir wiederum die Frage, wie viel Zukunftsgewandtheit tatsächlich im traditionellen Rückspiegel bleibt. Ich empfinde diese Bildsprache einerseits als Statement für Kontinuität, andererseits auch als Reminiszenz an einen Markenstolz, der unbedingt ungebrochen ins Elektrozeitalter übertragen werden soll.

Abschließend muss ich sagen: Der Mercedes-Benz Spot zum Concept AMG GT XX bedient – wie erwartet – sämtliche Register dessen, was man von einem Premiumhersteller im Performance-Segment erwarten darf. Die handwerkliche Qualität steht außer Frage, die Kommunikation ist schnörkellos, ambitioniert und selbstbewusst. Aus meiner persönlichen Perspektive fehlt es mir an einer finalen raffinierten Wendung – zum Beispiel einem überraschenden Bruch, der den großen Pathos ein wenig durchlüftet. Nichtsdestotrotz bleibt der Film auf sich selbst bezogen schlüssig und konsequent.

Ich bin gespannt, wie du den Spot siehst: Wird dir die Zukunftsvision von Mercedes-Benz überzeugend und innovativ genug inszeniert, oder hättest du dir mehr überraschende Spielarten in der Umsetzung gewünscht? Lass mich gern wissen, wie du diesen Werbeauftritt fachlich oder auch subjektiv einschätzt!