Ich finde, allein die übersteigerte Szenerie des Hubschraubers liefert – nun ja, geliefert wird schließlich alles – unbeirrt das visuelle Versprechen, dass Lieferando scheinbar keine Grenzen kennt.

Die Wortakrobatik in der Abfolge von "Salat mit Kroketten, zum Dinner Scheibletten" bis hin zu "Apotheken Spontankauf, Playstation kommt auch" ist dabei nicht nur originell und pointiert, sondern spielt meines Erachtens augenzwinkernd mit der Absurdität unseres modernen Konsumverhaltens. Das Ganze wirkt ein wenig, als hätte hier jemand die Einkaufsliste einer versehentlichen Suchmaschineneingabe einmal quer befüllt und daraus ein Werbenarrativ gestrickt. Das gefällt mir, denn ich denke, anspruchsvolle Zuschauer dürfen sich über den spielerisch-brüchigen Rhythmus und die fast dadaistische Textkomposition durchaus amüsieren – sofern sie einen Hang zum Intelligenten in der Absurdität besitzen.

Die visuelle Umsetzung knüpft daran an und präsentiert eine angenehme Vielfalt: Von Großstadt-Hubschrauber-Action, über Grill-Idyll bis hin zu Selfcare-Szenen mit Gesichtsmaske und Playstation-Controller. Für meinen Geschmack schaffen diese Momente eine kunstvoll zusammengewürfelte Collage des Alltags, in der sich viele Zielgruppen wiederfinden dürften – ob Familienmensch, Grillfreund, Urbanista oder Gamer mit Hang zum Wellness. Ich bin der Meinung, solche Lebenswirklichkeiten querbeet zu streifen, macht die Kampagne durchaus anschlussfähig, ohne sich in Klischees zu verlieren.

Besonders auffällig bleibt für mich dabei, dass der Spot seine Werbebotschaft bewusst nicht dogmatisch ausformuliert, sondern sie zwischen den Zeilen entstehen lässt: „Unglaublich, aber lieferbar.“ Wir bekommen also keine kleinteilige Leistungsbeschreibung, sondern einen charmanten Reminder, dass etwa alles – selbst das scheinbar Unliefernbare – über Lieferando verfügbar sein könnte. Ich finde, das zieht geschickt die Aufmerksamkeit auf das Versprechen maximaler Verfügbarkeit, ohne ins Banale abzurutschen.

Die wiederkehrende Farbe Orange fungiert dabei als konsequente Klammer zur Markenidentität und trägt für meine Begriffe maßgeblich zur Einprägung bei. Der Einsatz von augenzwinkernden Bildideen, wie der Person mit Halskrause und Gesichtsmaske, serve ich mir als fein dosierte Selbstironie. Anerkennenswert ist dabei allerdings, dass Lieferando nicht den Fehler macht, in platte Selbstfeier abzugleiten.

Meiner Ansicht nach bewegt sich der Spot somit mit einer Mischung aus visueller Konsequenz, intelligenter Überzeichnung und pointierter Sprache auf einem Niveau, das durchaus Anspruch hat – auch wenn die ironische Leichtigkeit bei einigen Zuschauern möglicherweise die Grenze zur Beliebigkeit streift. Aus meiner Sicht bleibt er aber stets charmant und reflektiert die wachsende Verschmelzung unterschiedlichster Lebensentwürfe und Konsumwünsche.

Zum Abschluss würde mich interessieren: Seht ihr den kreativen Ansatz ebenfalls als intelligenten Gegenentwurf zur klassischen Bestell-App-Werbung oder fehlt euch eine tiefergehende emotionale Andockstelle? Wie steht ihr zu der fast schon sarkastischen Überspitzung des Alltagseinkaufs? Ich freue mich auf eure Einschätzungen und eine fachliche Diskussion darüber, inwiefern solche Spots das Genre der Food- und Servicewerbung auf ein neues Level heben – oder es doch eher in die Beliebigkeit führen.

Autor: Ralf Zmölnig