Man könnte fast sagen, die gesamte Bildsprache badet geradezu in satten Naturfarben, während das Magazin-Cover immer wieder zum visuellen Anker wird. Besonders gelungen finde ich den Einstieg mit dem dezent unscharfen Hintergrund, der das Magazin samt praller Blumen und Obst geradezu ins Zentrum des Interesses rückt und beinahe schon museal inszeniert.

Ich muss gestehen, die Inszenierung des Herbstmenüs auf dem aufgeschlagenen Magazin lässt mein gestalterisch anspruchsvolles Herz kurz höherschlagen. Alles wirkt handverlesen, bis ins kleinste Detail komponiert: Kürbisse, Pfifferlinge, ein gedeckter Tisch im Freien – hier wird das Landleben als Sinnbild für Geborgenheit und Genuss stilisiert. Dabei merkt man, dass gezielt Personen angesprochen werden, die sich nach einer Entschleunigung sehnen und einen Hang zur Nostalgie kultivieren.

In puncto Kreativität wird meiner Ansicht nach das Rad zwar nicht neu erfunden, doch das Zusammenspiel aus Zeitschriften, Bildern von Streuobstwiesen mit Schafen, üppigen Früchten und handwerklich appetitlich angerichteten Rezeptseiten ist zumindest ästhetisch sehr stimmig. Mir gefällt, wie anstelle protziger Inszenierungen eher auf eine ruhige, kontemplative Stimmung gesetzt wird. Die Dreiteilung mit kleinen Szenen von der Ernte oder den Schafen auf der Wiese wirkt charmant und vermeidet dabei platte Übertreibungen.

Ich denke, die Werbebotschaft ist klar wie ein frisch aus dem Apfel gepresster Saft: Landlust steht für Ursprünglichkeit, Sinnlichkeit und das gute Gefühl, Teil eines fast vergessenen Jahreskreislaufs zu sein. Besonders mustergültig, wie in der letzten Szene der Jubiläumscharakter gefeiert wird – „20 Jahre Jubiläum“ wird zwar als Sachinformation transportiert, aber nicht wie ein Marktschreier unter die Nase gerieben. Das finde ich angenehm, weil es den subtilen Ton der Marke unterstreicht.

Was mir allerdings auf die Zunge brennt: Mit „Genießen Sie die goldene Jahreszeit mit einem köstlichen Herbstmenü…“ schlägt die Werbetonalität schon einen Ton an, der fast ein wenig zu erwartbar ist. Ich bin der Meinung, mit ein wenig mehr Sprachwitz oder einem überraschenden Bekenntnis zum echten Landleben hätte der Spot noch origineller auftreten können. Hier bleibt man im Erwartbaren – solide, gewiss, aber auch nicht besonders überraschend.

Abschließend finde ich die Einbindung der „Apfelküche“ als Extraheft durchaus clever. Die Parallelmontage der Zeitschriftencover, flankiert von appetitlicher Obst- und Naturfotografie, sorgt dafür, dass man die Landlust als vielfältiges Medienprodukt wahrnimmt. Die Einbettung eines Gewinnspiels schafft zudem einen kleinen Anreiz, ohne die Grundstimmung zu stören.

Insgesamt, so meine Einschätzung, setzt der Spot ganz auf den Wiedererkennungswert seiner Bildästhetik und die verlässliche Vermittlung von Heimat-Idylle. Für Menschen wie mich, die in der Werbung auch gerne mal von intellektuellen Hakenschlägen überrascht werden, bleibt die inszenatorische Fallhöhe jedoch vergleichsweise gering. Das ist vielleicht typisch Landlust: lieber authentisch gelassen als kokett clever – aber manchmal darf es auch etwas mehr Eigensinn sein.

Wie siehst du das? Überzeugt dich Landlusts behutsamer Kommunikationsstil, oder fehlt dir auch ein wenig der erfrischende Widerhaken? Ich freue mich auf deine Einschätzung oder eine kontroverse Diskussion zu diesem klassischen, aber stilistisch konsequenten Spot!

Autor: Ralf Zmölnig