Der Spot spielt mit klassischen Werbeklischees, indem er das Motiv des „Badens in Milch zum Schönerwerden“ ironisch aufgreift und dann bewusst bricht: Hier wird nicht in Milch gebadet, sondern in Farbigkeit – ein starker, leicht provokanter Bruch mit Erwartungshaltungen, was ich ehrlich gesagt sehr erfrischend finde. Die Kamera bleibt konsequent auf den Protagonisten und die Gummibärchen fokussiert, was meiner Ansicht nach die Individualität und Körperinszenierung betont, ohne ins Voyeuristische abzurutschen.

Bei der Zielgruppenansprache sehe ich einen klaren, progressiven Fokus auf eine jüngere, diverse Zielgruppe, die sich explizit gegen Konformität und für Selbstbestimmung positioniert. Das Spiel mit Tattoos, Piercings, auffälligen Nägeln und regenbogenfarbenen Süßigkeiten löst sich deutlich von klassischen Mainstream-Bildern. Ich bin der Meinung, dass dies die Marke Katjes nicht nur visuell modernisiert, sondern sie auch ideal in Milieus positioniert, in denen „ohne Tier, ohne Norm“ als Lebensmaxime verstanden wird.

Kreativ betrachtet hat der Spot durchaus einen künstlerischen Anspruch und hebelt dabei bewusst Werbenormen aus. Besonders süffisant finde ich die Verwendung von Szenen wie dem Fuß mit Gummibären zwischen den Zehen – eine absurde, leicht surreale Note, die vermutlich genauso polarisieren wie faszinieren kann. Ich denke, dass sich genau darin ein ironisch gebrochener Humor findet, der sich angenehm von glattgebügelten standardisierten Werbespots absetzt.

Die Markenbotschaft bleibt durch die permanent wiederkehrende Farbe Pink und die Betonung von Diversität stringent präsent. Insbesondere die Schlusssequenz mit dem Testimonial und dem Produkt im Fokus klingt so, als wolle sich Katjes nahezu demonstrativ als Ikone für Freiheit und Individualität inszenieren. Das kann man einerseits mutig nennen, andererseits aber auch als kalkulierten Versuch deuten, gesellschaftlichen Diskurs für die eigene Markenästhetik zu instrumentalisieren. Manchmal frage ich mich, ob hinter diesem starken Pop-Appeal nicht doch ein Hauch von Inszeniertheit steckt, der weniger authentisch als gewünscht daherkommt.

Ich habe insgesamt den Eindruck, dass mit cleveren visuellen Ideen und einem ebenso klaren wie progressiven Messaging experimentiert wird, das aber – so mein persönlicher Eindruck – durchaus ein wenig Substanz vermissen lässt. Wahrscheinlich hätte ein Hauch mehr Tiefgang der Spot-Komposition gutgetan, um wirklich nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Dennoch: Wer visuellen Exzess und ironische Brechungen in der Werbung goutiert, kommt hier voll auf seine Kosten.

Mich würde jetzt interessieren, wie Ihr diesen mutigen, bunten und doch recht polarisierenden Ansatz von Katjes wahrnehmt – spielt der Spot für Euch eher mit echten Idealen oder bleibt es eine kalkulierte Farbexplosion ohne Tiefgang? Lass es mich wissen und begründe gerne aus Deiner eigenen Sicht!

Autor: Ralf Zmölnig