Man hat fast das Gefühl, beim Spülen würde man die Kraft des Gebirgsbachs direkt in sein Weinglas lenken.

Mit Blick auf die Werbebotschaft – „Weil nichts so stark ist wie die Natur.“ – wird direkt ein durchaus respektabler Anspruch formuliert. Aus meiner Sicht funktioniert das als Positionierung, grenzt sich messerscharf von der Konkurrenz ab, und wandelt dennoch gefährlich nahe am Überhöhungskitsch. Die Behauptung, dass Natur „stark“ ist, ist als anthropomorphes Stilmittel spannend, aber eine clevere Wendung auf faktischer Ebene würde ich mir fast mehr wünschen als die übliche Gegenüberstellung von „pflanzenbasiert“ gegen „chemisch“.

Interessant finde ich wiederum, wie die Szene mit dem Weinglas und der Weltkugel spielt. Das lässt aus meiner Warte auf eine globale Verantwortung und Lebensfreude schließen; allerdings wird dieser Ansatz erstaunlich plakativ umgesetzt: Natürliche Produkte retten so ganz nebenbei die Welt? Ich denke, dass diese Bildsprache zwar auf breite Akzeptanz zielt, mich aber eher dazu anregt, nach dem substanziellen Argument Ausschau zu halten.

Was die visuelle Gestaltung betrifft, gefallen mir die klaren Farben und die freundliche Bildsprache: Der ikonische grüne Frosch lächelt fast schon spitzbübisch in die Kamera, während das Produkt prominent platziert ist, das Stiftung Warentest Siegel „GUT (2,3)“ prangt und der Claim „ECHT GRÜN. ECHT STARK.“ das Ganze einrahmt. Ich bin der Meinung, dass das durchaus ein hohes Maß an Konsistenz in der Markenkommunikation demonstriert. Alles wirkt stimmig, wenn auch vielleicht ein wenig gefällig: Die Harmonie der Szenerie spiegelt sich direkt im Markenbild wider, was gerade bei Frosch gut zum Markenimage passt.

Ob allerdings der Spot über das Naheliegende hinausgeht und Anspruch sowie Intelligenz des Publikums wirklich ausreichend adressiert, bleibt für mich zweifelhaft. Aus meiner Sicht fehlt dem Spot ein unerwarteter Dreh, ein Augenzwinkern oder ein Subtext, der zum Nachdenken oder gar zum Schmunzeln anregt. Man bleibt sehr an der Oberfläche: grün, sauber, stark – und leider auch sehr erwartbar.

Ich frage mich ernsthaft, ob dieser Spot, abseits der selbstbewussten, klaren Botschaft, bei einem Publikum mit Hunger nach mehr Komplexität noch lange im Kopf bleibt. Oder ob er letztlich einfach so glatt und spiegelnd ist wie das präsentierte Weinglas nach dem Spülen.

Wie siehst du das? Findest du, dass Frosch hier den richtigen Ton für anspruchsvoll denkende Konsument:innen trifft, oder fehlt dir – wie mir – eine weitere Ebene, eine raffiniertere Führung durch die Markenwelt? Lass uns gerne darüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig