Erschöpft? Haarausfall? Überhaupt nicht mein Thema.“), was ich zwar als aufmerksamkeitsstark, aber nicht unbedingt als subtil oder stilistisch besonders clever empfinde. Hier fehlt mir ein wenig der feine Ansatz, der gerade bei einem hochwertigen Arzneimittel durchaus angemessen wäre.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, bin ich der Meinung, dass der Spot keine Zweifel daran lässt, wer angesprochen werden soll: Berufstätige Frauen, die sich zwischen Schreibtisch, Sport und Familie bewegen. Das Storytelling folgt dabei dem gängigen Muster – Erschöpfung, Produktanwendung, strahlender Alltag. Meiner Ansicht nach bewegt sich die Inszenierung dabei oftmals hart an der Grenze zum Stereotyp, was sicherlich zur schnellen Verständlichkeit beiträgt, auf der anderen Seite aber wenig innovative Spielräume eröffnet.

Ein kreativer Ansatz ist der Einsatz der Splitscreens, der verschiedene Lebenswelten und Symptome parallel zeigt. Aus kreativer Sicht kann ich diesem gestalterischen Kniff durchaus einen Hauch von Modernität abgewinnen, auch wenn er nicht völlig neu ist. Die Bildsprache bleibt dabei konsequent hell, familiär und „sauber“ – was einerseits Professionalität vermittelt, andererseits jedoch wenig Raum für Tiefe oder überraschende Pointen bietet. Von einer besonderen Originalität oder intelligenten Wendung sehe ich wenig: Die sattsam bekannte Choreografie von Leidens-/Freudensbildern dominiert.

Die Werbebotschaft selbst wird, wie ich finde, sehr utilitaristisch und schnörkellos transportiert: Floradix mit Eisen, natürliche Zutaten, Vitamin C, gut verträglich. Man bleibt hier sehr faktenzentriert. Aus fachlicher Sicht ist das natürlich seriös, aber für jemanden mit einem Faible für konzeptionelle Raffinesse und subtile Markenführung wirkt das Ganze doch recht erwartbar. Für mich ist das ein Spot, der keinerlei Zweifel oder interpretierbare Zwischentöne zulässt – alles liegt offensichtlich und klar auf dem Tisch.

Visuell fällt mir auf, wie penibel sich der Spot an gängige Gesundheitsästhetik hält: Helle Küchen, ordentliche Wohnzimmer, aufgeräumte Schreibtische, fröhliche Kinder. Es wird eine Vorzeigeidylle geschaffen, die produktseitig mit der Einbindung von Prüfinstitutionen und Apotheken-Logos flankiert wird, um ein Gefühl maximaler Seriosität und Glaubwürdigkeit zu erzeugen. In meinen Augen ist dies zwar professionell inszeniert, aber auch ein kleines bisschen lehrbuchhaft.

Die Konsistenz der Markenbotschaft halte ich hingegen für sehr gelungen. Das Produkt wird während des gesamten Spots sowohl visuell als auch verbal omnipräsent eingebettet. Die Web-Adresse ist überall platziert, das Salus-Logo taucht auf, wo es nur geht, und auch der Call-to-Action – bis hin zum Eisenselbsttest – ist logisch eingebunden und steuert direkt auf die Bedürfnisse der Kernzielgruppe zu. Das entspricht in meinen Augen moderner Pharma-Kommunikation, auch wenn es mir an den berühmten „Aha“-Effekten fehlt. Ein gewisser ironischer Blick: Ein bisschen so, als hätte man das Lehrbuch für OTC-Werbung aufgeschlagen und jede Checkbox pflichtbewusst abgehakt – solide, aber ohne künstlerischen Übermut.

Besonders süffisant finde ich, wie nahtlos hier von Müdigkeit zur Wunderheilung innerhalb weniger Sekunden übergeleitet wird. Natürlich weiß ich als erfahrener Werbekonsument um die Zwänge der Werberegeln, doch hätte ich mir wenigstens einen kleinen, augenzwinkernden Seitenhieb auf die Komplexität von Ursachen und Wirkung gewünscht. Hier fehlt mir die Selbstironie. Auch der Einsatz von Animationen und pinken Call-to-Action-Elementen wirkt leicht überambitioniert und beinahe so, als wolle man die Message mit Leuchtmarker hervorheben – Subtilität sieht für mich anders aus.

Zusammenfassend denke ich, dass der Floradix-Spot all jene glücklich machen dürfte, die eine solide, seriöse und unverhohlen werbliche Ansprache bevorzugen – vor allem, wenn es um Gesundheitsprodukte für Frauen geht. Wer jedoch einen Spot mit doppeltem Boden, satirischer Brechung oder eine überraschende Bildsprache sucht, könnte sich, ähnlich wie ich, ein wenig nach der Intelligenz in der kreativen Umsetzung sehnen.

Mich interessiert, wie Du diesen Werbespot empfindest: Hältst Du diese sehr direkte Ansprache für effektiv oder fehlt Dir – wie mir – bei Gesundheitskommunikation manchmal ein augenzwinkerndes Augenzwinkern? Diskutiere gerne mit mir über die Grenzen und Möglichkeiten von klassischer Pharmawerbung im deutschen Fernsehen!