Aus meiner Sicht ist das handwerklich solide inszeniert, aber gerade im Hinblick auf meine Vorliebe für außergewöhnliche, intelligente Kommunikationsansätze muss ich schon schmunzeln: Die Botschaft ist so direkt, dass sie beinahe schon den Charme eines Energieberaters in der Fußgängerzone hat.

Ich finde, die Bildwelten setzen klar auf den schnellen Wohlfühl-Effekt, aber wirklich kreative visuelle Wendungen sucht man hier vergeblich. Es wirkt wie eine saubere Collage aller Reiseziel-Klischees, die unsere Wunschvorstellungen bedienen – und das natürlich mit ordentlich Sonnenlicht und strahlenden Gesichtern. Besonders die Kinder mit Flossenumhang bedienen dann auch noch den urdeutschen Traum vom Familienurlaub, was man dem Spot nicht als Nachteil auslegen muss – dennoch bleibt mir das alles etwas zu sehr an der Oberfläche.

Intelligent oder überraschend ist aus meiner Sicht auch die Text-Bild-Schere nicht: „Buchen Sie noch heute Ihren Sommer“, „Für Last Minute Angebote besuchen Sie…“ – ich denke, da schneidet die Werbung eher solide ab, als dass sie mich mit Ironie, Wortwitz oder feiner Doppeldeutigkeit überraschen würde. Gerade letzteres hätte ich mir für eine aufgeweckte, anspruchsvolle Zielgruppe durchaus gewünscht. Von einer Reiseveranstaltermarke wie Dertour würde ich eigentlich erwarten, dass sie mit der Vielfalt des Reiseziels auch kommunikativ kreativer und vielschichtiger spielt.

Die eigentliche Werbebotschaft – entdecke die Schönheit Antalyas und buche sofort – wird zwar stringent und, das muss man anerkennen, konsistent durchgezogen. Das allgegenwärtige DERTOUR-Logo in den Ecken, die URL-Einblendungen und der gelbe Call-to-Action-Text sorgen für eine unverkennbare Markenpräsenz. Allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass dies fast schon maschinenhaft getaktet ist, ein wenig wie das Klicken beim Durchblättern eines Reiseprospekts.

Was man dem Spot allerdings zugutehalten muss: Bis auf die pointierte Emotionalisierung durch lächelnde Paare und spielende Kinder verzichtet er auf schwerfällige Pathos-Keulen. Dennoch wäre meiner Ansicht nach etwas mehr subtile Raffinesse, ein Augenzwinkern oder Interpretationsspielraum, spannend gewesen. Die Motive reihen sich wie Postkarten aneinander, ohne dass ich als Zuschauer eingeladen werde, tiefer einzutauchen oder einen überraschenden „Aha“-Moment zu erleben.

Wenn du also wie ich Wert auf anspruchsvoll erzählte Geschichten und kreative Stilmittel legst, bleibt dieser Spot eindeutig hinter den Möglichkeiten zurück. Für die Freund:innen klassischer Urlaubssehnsucht, die auf intuitive, leicht verständliche Bildsprache stehen, bringt er dennoch ziemlich zuverlässig alles auf den Punkt.

Wie siehst du das – findest du den konsequenten Fokus auf klassische Sehnsucht-Bilder und simple Aufforderungen für die Zielgruppe überzeugend, oder fehlt dir wie mir die Prise Raffinesse, die einen Spot wirklich herausstechen lässt? Lass uns das gern diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig