Besonders gefällt mir hier die fast schon poetische Inszenierung der Felsen von Capri im warmen Licht des Sonnenuntergangs, was sehr bewusst eine Portion Dolce Vita in die Wohnzimmer transportiert.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, habe ich den Eindruck, dass sich die Kommunikation gezielt an ein eher genussorientiertes, kulturell interessiertes Publikum richtet; Menschen, die Italien und Lebensgenuss nicht in erster Linie mit Sightsseeing-Hektik, sondern mit Erleben, Fühlen und dem kleinen Luxus eines echten Espresso am Morgen verbinden. Das Narrativ „Wer Italien im Herzen trägt, muss hier Halt machen…“ positioniert die Marke eindeutig als emotionale Brücke zu einer bestimmten Lebenshaltung. Einerseits clever platziert, andererseits aber – ich gestehe – auch etwas plakativ; ein wenig mehr feinsinnige Subtilität hätte ich hier durchaus begrüßt.

In Sachen Kreativität und Originalität sehe ich Licht und Schatten. Die Entscheidung, den Espresso explizit als Teil des Markenversprechens zu integrieren, finde ich ausgesprochen pfiffig, weil damit ein Alltagsritual zum Markensymbol erhoben wird. Gleichzeitig muss ich jedoch eingestehen, dass sich die Visualisierung des Glücksmoments am Pooldeck inklusive Sonnenuntergang und italienischer Ästhetik ein Stück weit im Erwartbaren bewegt. Ein herausragender, überraschender Kniff bleibt – zumindest bei mir – leider aus.

Die Werbebotschaft kommt meines Erachtens schnörkellos und stimmig daher: Costa steht nicht nur für Kreuzfahrten, sondern für das ganzheitliche, authentisch italienische Erlebnis; von der Kulisse bis zum Kaffeegenuss. Dabei funktioniert der wiederkehrende Claim „Costa, lebe la bella vita.“ im Spotumfeld trotz aller Werbe-Dramaturgie erstaunlich organisch – ich hätte es fast schon als zu gefällig quittiert, doch im Gesamtbild passt es einfach.

Was mir visuell ins Auge fällt: Die Bildsprache ist makellos, fast wie aus einem Hochglanzmagazin. Das Spiel mit Licht, Reflexionen und mediterraner Farbpalette sorgt für starke Assoziationen mit Sonne, Glück und Zeitlosigkeit. Aus professioneller Sicht ist hier alles bis ins letzte Detail auf die emotionale Aktivierung der Zielgruppe getrimmt – ich vermute fast, dass kein Schnipsel Zufall ist.

Meiner Ansicht nach balanciert der Spot gekonnt zwischen eleganter Selbstinszenierung und einer gewissen Leichtigkeit, ohne ins Überdrehte oder Plakative abzurutschen – auch wenn man über die gelackten Bilder und das überhöhte „Bella Vita“-Narrativ durchaus die Stirn runzeln darf. Persönlich hätte ich allerdings eine feinere Ironie oder einen subtileren Twist begrüßt, denn der große Aha-Moment bleibt für ein anspruchsvolles Publikum aus: Da hätte ich mir ein Augenzwinkern auf Kosten des italienischen Lifestyles oder eine intelligente Brechung der Stereotype gewünscht.

Mich interessiert, wie Du diesen Spot wahrnimmst: Verfängt bei Dir die Inszenierung des italienischen Lebensgefühls? Findest Du das Markenversprechen glaubwürdig und inspirierend – oder ist Dir das alles einen Tick zu glatt gebügelt? Ich freue mich auf eine fachliche oder auch persönliche Diskussion zu diesem Thema!

Autor: Ralf Zmölnig