Aus meinem Blickwinkel wirkt das nicht nur einprägsam, sondern offenbart durchaus ein gewisses Selbstbewusstsein der Marke, das durch die sparsame, aber knallige Farbkomposition elegant pointiert wird.

Die darauffolgenden Szenen greifen für mein Empfinden eine breite Zielgruppenansprache auf, ohne dabei in platte Klischees abzudriften: Unterschiedliche Personen, Settings zwischen urban und naturbetont, verschiedene Tageszeiten – ich erkenne hier einen bewussten Versuch, Diversität und Inklusivität unaufdringlich mitzutransportieren. Das ist, meiner Meinung nach, ein durchaus intelligenter Kniff, der nicht zuletzt in der Szene mit den zwei identisch gekleideten Läufern im nächtlichen Regen eine subtile Komplizenschaft und Gemeinschaft inszeniert – fast als wolle Brooks sportliche Solidarität demonstrieren, ohne einen pädagogischen Zeigefinger zu heben.

Mich hat insbesondere angesprochen, wie durch kurze, prägnante Texte wie „BEREIT FÜR DEN TAG ENERGIE“ oder „SPITZENENERGIE“ die Werbebotschaft klar wird: Es geht um Antrieb, Freude und das Gemeinsame am Laufen – und das ohne ein einziges Mal explizit Vorteile aufzuzählen oder die Produkte hochtrabend anzupreisen. Ich meine, das zeugt von einer gewissen Rückendeckung, da Brooks auf eine plakative Überzeugungsarbeit schlicht verzichtet und stattdessen mit emotionalen Appellen operiert. Ein gewisses Augenzwinkern ist bei „ANSTECKENDE ENERGIE.“ für mich nicht von der Hand zu weisen; ich lese hier auch einen humorvollen Kommentar auf die Motivation, die wir Läufer uns ja tatsächlich gerne gegenseitig zusprechen, egal, wie motiviert wir morgens wirklich sind.

Was die visuellen Stilmittel angeht, empfinde ich die Mischung aus Unschärfen, Lichtspiel und Farbkontrasten als durchaus gelungen; sie schafft nicht nur Atmosphäre, sondern hebt sich von der gängigen Laufwerbung durch einen Touch kinematografischer Ästhetik ab. Trotzdem, und das ist meine persönliche Kritik, hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle einen zusätzlichen Twist gewünscht – etwa eine wirkliche Irritation in der Bildsprache oder eine ironische Hinwendung, die der Werbewelt öfter mal die Luft aus den überhöhten Suggestionen nimmt. Diese subtile Brillanz, die anspruchsvolle Werbespots für mich auszeichnet, bleibt hier am Ende ein wenig auf der Strecke.

In puncto Markenbotschaft ist Brooks überaus stringent: Das stetige Wiederholen der URL, der markante Schriftzug zu Beginn, der Slogan „LET'S RUN THERE“ zum Ende – ich finde, das festigt die Werbebotschaft im Kopf, ohne marktschreierisch zu sein. Dass dabei konsequent auf eine englische Catchphrase gesetzt wird, mag international anschlussfähig sein, wirkt aber für mein Empfinden im deutschsprachigen TV-Umfeld etwas zu angepasst und wenig mutig.

Alles in allem bin ich der Ansicht, dass Brooks mit diesem Spot eine angenehm intelligente und gleichzeitig ästhetisch überzeugende Einladung zum Laufen ausspricht – mit kleinen kreativen Höhen, aber auch einer gewissen Vorhersehbarkeit. Gerade, weil ich persönlich konzeptionellen Witz und Unerwartetes schätze, hätte ich mir zumindest eine echte visuelle oder textliche Volte gewünscht. Dennoch: Der Spot macht Lust auf Bewegung, kommt sympathisch daher und spielt seine Stärken in puncto Markenbild und Zielgruppenansprache gekonnt aus.

Wie siehst du das? Findest du die fokussierte, fast schon filmische Bildsprache überzeugend, oder vermisst du eine überraschende Wendung? Und wie überzeugt dich die angesprochene Zielgruppenvielfalt – inwiefern findest du dich darin wieder? Lass uns fachlich oder auch ganz subjektiv darüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig