Angesichts der Tatsache, wie hart umkämpft der Markt für Sportwetten-Anbieter ist, ist es für mich wirklich überraschend, dass Betway hier scheinbar völlig ohne Innovationsdrang Budget in die Hand nimmt und dennoch nur solch eine blasse Werbebotschaft produziert.

Die visuelle Umsetzung ist, meiner Meinung nach, einfallslos: Da bewegt sich ein Tennisspieler blass im Hintergrund eines unscharfen Platzes, man sieht ein muskulöses Bein in Nahaufnahme – da frage ich mich schon, ob jemand dachte, die Spannung des Spiels sei allein durch verschwommene Tennisplätze oder gut trainierte Waden transportierbar. Wäre das der Fall, könnte man jede x-beliebige Stock-Footage-Sequenz nehmen und abwechselnd verschiedene Logos einblenden lassen – viel mehr passiert hier ja tatsächlich auch nicht.

Was mich fachlich fast am meisten enttäuscht: Intelligente Kommunikation? Fehlanzeige. An keiner Stelle finde ich rhetorische Finessen oder überraschende Wendungen; alles bleibt derart offensichtlich und direkt, dass es – zumindest für mein Empfinden – der Marke sogar schadet. Betway wird hier im Sekundentakt als „offizieller Sportwettenpartner“ plakatiert, doch eine überzeugende Verknüpfung zwischen Sport und Marke, irgendein kreativer Link – das sucht man hier vergeblich.

Ehrlich gesagt, denke ich, dass auch bei der Ansprache der Zielgruppe eine ziemliche Vergeudung stattfindet. Die Sequenzen mit den Turnier-Logos und der „Wette verantwortungsvoll“-Hinweis wirken wie reine Pflichtübungen, die eher an einen amtlichen Warnhinweis als an ein vitales Markenerlebnis erinnern. Ich meine, bei aller Liebe zur Regulierung: Wer meint, damit bekennende Tennisfans oder Sportwetter auf emotionaler Ebene zu packen, scheint seiner eigenen Kernzielgruppe wenig zuzurauten.

Meiner Ansicht nach ist von Kreativität und Originalität ebenso wenig zu spüren wie von einer konsistenten und modernen Markenbotschaft. Die Bildsprache bleibt fragmentiert und beliebig, ein roter Faden fehlt, und alles, was bleibt, ist ein „Spiel, Satz, Sieg. Sei dabei!“ – das man genauso gut beim Bingoabend im Seniorenheim hätte abfeuern können. Da vermisse ich Ironie, Raffinesse oder wenigstens eine Prise Mut zur Andersartigkeit, wie ich es bei gelungenen Werbespots aus ähnlichen Branchen oft zu schätzen weiß.

Ich persönlich empfinde diesen Auftritt als misslungene Gelegenheit, sich differenziert im Markt zu positionieren. Mir kommt es beinahe so vor, als würde Betway glauben, man könne mit einer Kombination aus Funktionärs-Pflichtübung, unscharfen Tennisszenen und generischer Claimsprache sportbegeisterte Zuschauer für sich gewinnen. Das halte ich für ein gefährliches Understatement.

Wie bewertest du den Spot? Findest du die Reduktion auf rein funktionale Kommunikation nachvollziehbar – oder fehlt dir, wie mir, komplett der kreative Anspruch? Ich bin gespannt auf jede fachliche wie subjektive Einschätzung, konstruktive Kritik oder auch eine ganz andere Sichtweise.

Autor: Ralf Zmölnig