Trotzdem bin ich der Meinung, dass diese persönliche Note zwar die Nähe fördert, aber unterschwellig die Komplexität der angesprochenen „Frauenprobleme“ ein wenig simplifiziert – aus meiner Sicht fast zu sehr, als dass man sich als anspruchsvolle Zuschauerin darin vollumfänglich wiedergefunden fühlt.

Was die Werbebotschaft betrifft, erkenne ich eine sehr konkrete, fast schon handbuchartige Herleitung: Erst das Problem, dann die Forschung, schließlich die Lösung, und alles hübsch verpackt mit dem Claim „Bei uns ist Forschung zu Hause“. Das wirkt zwar durchdacht, aber ich finde, es fehlt eine feinsinnige Wendung, die sich über das Offensichtliche hinauswagt. Der Spot bleibt inhaltlich auf dem Terrain klassischer „Evidence plus Empfehlung“-Kommunikation, was zwar solide, aber eben auch wenig aufregend ist.

Kreativ betrachtet ist der Spot, aus meiner Perspektive, durchaus bemüht, wissenschaftliche Bilder und Alltagsszenen miteinander zu verweben. Ich schmunzle allerdings, wenn plötzlich zwischen gepflegten Terrassengesprächen und Laborgerätschaften hin- und hergeschaltet wird – das wirkt auf mich beinahe, als würde ein Mikrobenballett am Kaffeetisch aufgeführt. Die rosa Petrischale, der Laborhandschuh mit Pipette und die schwebenden Partikel sind charmant, aber letztlich dann doch ein recht erwartbarer Griff in die Bildsprache der Wissenschaft. Hier hätte ich mir, ehrlich gesagt, einen etwas mutigeren, überraschenderen visuellen Ansatz gewünscht – vielleicht mit einem Augenzwinkern mehr, wie es im besten Sinne von anspruchsvoller Werbung gelingt.

Die visuelle Umsetzung hingegen gefällt mir in ihrer Klarheit und Ordnung: Die sehr gezielte Farbcodierung – türkis, pink und rosa – zieht sich klug durch die Szenen, sodass ein kohärentes Markenerlebnis entsteht. Meiner Ansicht nach ist speziell die Endszene mit dem klaren Claim auf farbigem Hintergrund in gestalterischer Hinsicht stark und eingängig. Dem Betrachter bleibt das Produkt unmissverständlich im Gedächtnis, was aus kompositorischer Sicht tatsächlich überzeugen kann.

Konsistenz in der Markenbotschaft ist hier, denke ich, ein echtes Plus: Forschung und Weiblichkeit werden auf allen Ebenen miteinander verwoben, wobei sich die Marke beinahe schon in eine fürsorgliche Wissenschaftlerin verwandelt. Ich beobachte, dass sich Omni-Biotic damit als vertrauensvolles und kompetentes „Zuhause der Forschung“ inszeniert, was grundsätzlich eine solide Positionierung ist.

Allerdings – und hier kann ich mir eine süffisante Bemerkung nicht verkneifen – warte ich während des Spots vergeblich auf ein rhetorisches Ass aus dem Ärmel oder ein doppelbödiges Augenzwinkern, das anspruchsvolle Zuschauer:innen zum Mitdenken reizt. Das narrative Korsett bleibt mir etwas zu eng; die Story bewegt sich auf sicheren Wegen, statt ab und an einen künstlerischen Schlenker zu wagen oder wirklich überraschende Kommunikationsakzente zu setzen.

Zusammenfassend: Ich bin der Auffassung, dass Omni-Biotic sich hier als nahbar-forschende „Freundin“ inszeniert, dabei aber die Möglichkeit verschenkt, mit intelligenten Stilmitteln und feinsinnigen Botschaften einen bleibenderen Eindruck zu hinterlassen. Ich hätte mir mehr Subtext und mehr experimentellen Mut gewünscht.

Wie beurteilst du die Balance zwischen wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit und emotionalem Storytelling in diesem Spot? Gibt es für dich überraschende Momente oder vermisst du – ähnlich wie ich – die kommunikative Raffinesse? Lass uns den Spot fachlich oder subjektiv diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig