Diesen Zugang finde ich tatsächlich recht nett, weil er sich angenehm vom oftmals überdrehten Storytelling vieler Tourismusspots abhebt und damit ganz bewusst auf Subtilität statt auf vordergründige Effekthascherei setzt.

Aus meiner Perspektive gelingt es der Inszenierung, die Verbindung zwischen Natur, Regionalität und Erlebnis auf eine eher zurückhaltende, aber dennoch prägnante Weise herzustellen. Die Darstellung des Bären als legeren Wegbegleiter – fernab von Wildnis-Gefahr oder reiner Symbolik – finde ich charmant, weil hier nicht mit klassischen Dramen oder abgenutzten Werbe-Klischees gespielt wird, sondern mit einer Art entspannter Selbstverständlichkeit. Die charakteristische rote Bank zieht sich als Wiedererkennungselement konsistent durch den Spot und schafft so eine angenehme Kontinuität im Bildaufbau.

Was die visuelle Machart angeht, bin ich der Meinung, dass die Bildsprache durchaus effektiv ist: Die harmonischen Übergänge zwischen heiteren Mensch-Bär-Szenen und herbstlicher Natur vermitteln eine gelassene Form von Abenteuer, ohne dabei ins Triviale abzurutschen. Der kurze Moment, in dem der Braunbär mit geöffnetem Maul gezeigt wird, wirkt fast schon süffisant als augenzwinkernder Hinweis auf die kernige Authentizität der Region.

Kreativ betrachtet ist der Brückenschlag vom Bär als humorvollem Begleiter hin zur finalen Auflösung mit Claim und Website nicht spektakulär, aber durchaus clever inszeniert. Gerade als in der letzten Szene das Zusammenspiel zwischen Markensignet, "bärenstarken" Ferien und Bern ordentlich auf den Punkt gebracht wird, wird aus dem bis dahin „recht netten“ Motiv für mich ein tatsächlich wirksamer Abschluss. Meiner Ansicht nach ist diese eher leise Strategie oftmals nachhaltiger, als jede noch so lautstarke Pathos-Keule.

Auffällig finde ich weiterhin, dass die Zielgruppenansprache ziemlich breit gefasst, aber dennoch persönlich aufgeladen ist: Altersgruppen werden differenziert dargestellt, Naturverbundenheit und sanftes Abenteuer stehen im Zentrum. Die Werbebotschaft wird ganz ohne den Holzhammer transportiert, sondern schwingt subtil in den ruhigen Bildern und dem freundlichen Miteinander mit.

Alles in allem halte ich das Ergebnis nicht für einen Meilenstein in Sachen Werbeinnovation, aber es bleibt trotzdem hängen. Gerade weil die Pointe sich angenehm zurückhält, die Bärenidee zum Schluss aber clever mit Bern und den "bärenstarken" Ferien verknüpft, kann ich diesem Spot einiges abgewinnen. Eben nicht spektakulär, aber durchaus wirksam, oder?

Wie schätzt Du diesen Spot ein? Welche Wirkung erzielt der "Bäreneffekt" bei Dir – und funktioniert der Spot als Einladung nach Bern für Dich oder bleibt er Dir zu zahm? Fachliche und persönliche Einschätzungen sind ausdrücklich erwünscht!

Autor: Ralf Zmölnig