Das wirkt auf mich gleichzeitig sympathisch, aber auch sehr kalkuliert, die Familiennähe und Authentizität werden hier szenisch sparsam ausgespielt.

Die nachfolgende Szene mit dem Paar im Badezimmer spricht auf recht unangestrengte Weise den morgendlichen Ritualcharakter an, ich erkenne darin die Anknüpfung an einen typischen Tagesbeginn, wie ihn breite Zielgruppen – insbesondere Paare und Familien – erleben. Allerdings meine ich, dass Lidl sich dabei insbesondere an pragmatisch-orientierte Konsumenten richtet, die Komfort, Preis-Leistung und zweckmäßige Produkte im Alltag schätzen. Das Setup bleibt dabei stets auf das Wesentliche beschränkt: Keine dramaturgischen Volten, keine ironische Brechung. Mir fehlt hier irgendwie diese subtile Intelligenz, die mit einem Augenzwinkern spielt.

Die eigentliche Produktpräsentation nimmt dann natürlich breiten Raum ein: Mein Eindruck ist, dass die wiederholte Betonung der Testsiegelauszeichnung und der konkrete Preisvergleich bewusst das rationale Entscheidungsmotiv der Zuschauer triggert. Der Spot inszeniert keine kleine Alltagsflucht oder Überhöhung, sondern bleibt beinhart auf der Prospekt-Linie. Ich als jemand, der eine smarte Wendung oder einen stilistischen Coup schätzt, stoße da an meine kreativen Grenzen – hier wird kommunikativ nicht jongliert, sondern präzise gestapelt.

Visual finde ich den Spot durchaus klar und übersichtlich, die grafischen Einblendungen sind handwerklich sauber und sofort verständlich. Die markentypische Bildsprache – IKEA lässt grüßen – transportiert eine erschwingliche, skandinavische Unaufgeregtheit. Ich empfinde das aber auch als etwas steril und vorhersehbar. Die Kategorie „Überraschung“ bleibt für mich leider unbesetzt.

Der Spot hält sich stringent an die Lidl-CI – Farben, Typografie, Logo-Inszenierung, auch der kurze Slogan-Tusch am Ende („Lidl lohnt sich“) sitzt, wie aus der Konserve. Ich bin der Überzeugung, Gelegenheitskunden werden in ihrer Erwartung bestätigt, aber als Markenfan bekomme ich nicht wirklich ein neues Narrativ präsentiert, das mich gedanklich fordert oder markentechnisch neu begeistert.

Potenzielle Schwachstellen liegen meines Erachtens vor allem im Verzicht auf humoristische Brüche, Ironie oder eine unerwartet clevere Doppelbödigkeit. Die Message bleibt auf der sicheren Seite – was vermutlich ökonomisch sinnvoll ist, mich als Freund subtiler Raffinessen aber eher unterwältigt zurücklässt.

Jetzt frage ich: Wie stehst du zu dieser sehr funktionalen Art der Produktpräsentation? Hat Lidl hier kommunikativ am Puls der Zeit agiert, oder würdest du auch einen emotionaleren oder intelligenteren Ansatz bevorzugen? Welche stilistischen Kniffe und Tonalitäten bräuchte es deiner Ansicht nach, um dich in einem Discounter-Spot wirklich zu überraschen? Lass uns drüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig