In meinen Augen gelingt es, den Zuschauer tatsächlich in eine Mischung aus Abenteuer und Entschleunigung hineinzuziehen, besonders durch die lässige Dynamik der Radfahrer und das entspannte Beisammensein an dem Holztisch. Das Setting wirkt dabei angenehm authentisch und frei von erzwungener Hochglanz-Inszenierung.

Angenehm ist für mich auch, dass die zentrale Ansprache – “Ich mag es, wie ich mich bewege, ich mag es, wie ich es mache, ich mag es, wie ich mich bewege.” – nicht einfach irgendein plakativer Reim oder ein hohles Superlativbekenntnis ist, sondern fast schon ein augenzwinkernder Verweis auf das eigentliche Thema: Freizeitgestaltung nach eigenem Gusto. Allerdings – das gestehe ich ganz offen – fehlt mir genau hier der kreative Überraschungsmoment, den ich von wirklich cleverer und intelligenter Kommunikation erwarte. Es bleibt bei der Selbstverliebtheit des Augenblicks. Wirklich anspruchsvolle Stilmittel? Fehlanzeige. Dort hätte ich mir eine Prise mehr Ironie oder ein spielerisches Augenzwinkern gewünscht, das die Darstellung der Radidylle ein wenig aufbricht.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, merke ich ziemlich schnell, dass der Spot vor allem Aktivurlauber anspricht, jenseits vom Massentourismus und Instagram-Klischees. Ich denke, das ist stimmig umgesetzt: Menschen, die Landschaft, Leichtigkeit und einen Hauch von Abenteuer suchen, fühlen sich angesprochen. Aber, und das ist aus meiner Sicht der Haken: Die Werbebotschaft bleibt auf einer sehr allgemeinen Ebene stecken. Es ist alles da – Sommer, Wasser, Natur, Bewegung – nur frage ich mich unweigerlich, warum genau das Drei-Seen-Land? Was macht Neuenburg andererseits zum Alleinstellungsmerkmal innerhalb der schier unzähligen europäischen Radel- und Outdoorregionen?

Meiner Ansicht nach verschenkt der Spot hier enormes Potenzial – Stichwort USP. Die Region bleibt ein Postkartenmotiv, aber als solche im Chor gleichgesinnter Alpenidyllen beinahe stumm. Das Einzige, was hängen bleibt, ist: Radfahren in sonniger Landschaft ist nett. Ich bin der Meinung, ein Spot dieser Länge müsste gerade deshalb mindestens in Nuancen zeigen, was Jura & Drei-Seen-Land ausmacht – sei es kulturell, kulinarisch oder durch Besonderheiten, die nicht jeder Tourist kennt.

In puncto Markenführung ist das Storytelling immerhin solide straight: Die Bildwelt zieht sich visuell konsistent durch, Text- und Logo-Einblendungen verankern die Region professionell im Kontext der Marke “Switzerland”. Für den Nachmittags-TV-Zuschauer sicherlich gefällig, aber eben auch recht zahm.

Der satirische Beigeschmack: Ich stelle mit einem Schmunzeln fest, dass die wahren Gewinner dieses Werbefilms wohl weniger die beworbene Region als vielmehr die Produktionsfirma und die beauftragte Werbeagentur sind – erwartet man von einem Spot nicht doch ein bisschen mehr als nur aufgeblasenen Sommer-Leerlauf?

Fazit in eigener Sache: Für sommerliches Kopfkino und die Lust auf Urlaub mit dem Rad reicht dieses Werbestück allemal – darüber hinaus jedoch bleibt nichts als ein schön gefilmtes “Nice to have”. Konkrete Informationen, inspirierende Besonderheiten oder gar einen echten Grund, ausgerechnet nach Neuenburg zu reisen, sucht man vergeblich. Nett für Produzenten, bezahlte Agenturen und Sender, schlecht für die beworbene Region.

Wie hast du diesen Spot empfunden? Findest du, dass solche Sinnbilder und Landschaftsbefindlichkeiten ausreichen, um eine Reiseentscheidung zu provozieren? Oder fehlt da, aus deiner Sicht, auch das gewisse “Mehr”? Lass uns gerne fachlich und subjektiv über Wirkung, Anspruch und Sinn solcher Kampagnen diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig