Aus meiner Perspektive wird hier eine fast schon medizinische Ästhetik geschaffen, die sich angenehm von dem üblichen über-emotionalisierten Schönheitsidealen diverser Cremewerbungen abhebt. Dass die Bildsprache auf Weiß- und Goldtöne setzt und die Protagonistinnen in schlichtem Weiß gehalten sind, wirkt auf mich einerseits professionell, andererseits jedoch auch fast schon generisch – ein Schelm, wer hier Parallelen zum Laboroutfit zieht.

Die Ansprache wirkt insgesamt sachlich, mit klaren Claims wie "+30% Hautelastizität" und "Klinisch bewiesen". Ich finde diesen evidenzbasierten Ansatz per se reizvoll und durchaus glaubwürdig – insbesondere, weil die Einblendung „Selbsteinschätzung, Score-Verbesserung nach 4 Wochen in klinischer Studie mit 40 Teilnehmer*innen“ immerhin einen Rest an Transparenz vermittelt. Das nimmt dem Ganzen zumindest ein Stück seiner überhöhten Werbe-Magie. Dennoch kann ich mir als kritischer Kopf nicht verkneifen zu denken: Die wissenschaftlich anmutende Sprache ist geschickt, aber letztlich bleibt auch „klinisch bewiesen“ in so einem Setting ein dehnbarer Begriff. Wer auf investigative Details hofft, dürfte hier eher enttäuscht werden.

Was die Kreativität und Originalität betrifft, so scheint sich der Spot darauf zu verlassen, dass moderne, cleane Bilder und molekulare Lichtspiele für sich sprechen. Ich persönlich hätte mir mindestens einen kleinen Twist, eine intelligente Meta-Ebene oder etwas Unerwartetes gewünscht – etwa ein Wortspiel mit „Elasticity“, oder zumindest eine augenzwinkernde Brechung des allzu perfekten Wissenschafts-Schemas. Stattdessen gibt es den Klassiker: Lächelnde, schöne Menschen, goldene Lichtreflexe, eine Hand am glatten Gesicht – alles in gewollt klinischer Klarheit. Intelligent ist das Setting im Sinne einer vermeintlichen Authentizität, aber für meinen Geschmack bleibt es dramaturgisch zu brav.

Bezogen auf die Zielgruppenansprache ist aus meiner Sicht klar: Die zentrale Botschaft richtet sich explizit an ein eher erwachsenes, anspruchsvolles Publikum, das nicht nur reine Oberflächenkosmetik, sondern auch „Wirkprinzipien“ und belegbare Ergebnisse schätzt. Die prominente Platzierung von Begriffen wie „Patentiertes Thiamidol“ und „LSF 30“ spricht für einen rational orientierten, informationsaffinen Käuferkreis. Ich glaube, dass der Spot mit seinem Mix aus Wirkversprechen und wissenschaftlicher Ästhetik diese Gruppe durchaus abholt – ohne aber den neutralen Beobachter emotional einzufangen oder durch Innovation zu überraschen. Da hätte ich tatsächlich ein bisschen mehr Pfiff erwartet, vielleicht etwas mehr Selbstironie statt reinem Glanz und sauberen Studienangaben.

Stilistisch erscheint mir der Spot insgesamt sehr konsistent mit der Markenbotschaft von Eucerin: Wissenschaftlich fundiert, dezent luxuriös, zurückhaltend-schick und gesundheitsorientiert. Man merkt, dass hier ein pharmazeutisches Image vermittelt werden soll – ein Hauch von Apothekerwürde in der Kosmetiktube, wenn man so will. Ich persönlich würde mir nur wünschen, dass dieser fachliche Ansatz zwischendurch mal durch eine kurze, überraschend kreative Wendung aufgelockert wird. Aber vielleicht ist genau dieses Understatement das, was die Zielgruppe will.

Was meinst Du – spricht Dich diese wissenschaftlich gekühlte Produktpräsentation persönlich an, oder wünschst Du Dir in der Anti-Aging-Kommunikation mehr scharfsinnige Kreativität und Mut zur spielerischen Stilbrechung? Lass uns gern diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig