Ich muss ehrlich sagen, dass ich eine geschicktere Dramaturgie erwartet hätte, besonders im Hinblick auf die Zielgruppenansprache, die immerhin zu Beginn mit der direkten Ansprache „Du“ einen sehr persönlichen Ton anschlägt, diesen Ansatz aber nicht wirklich weiterentwickelt.

Allein schon der stakkatoartige Wechsel der Szenen – von „Wahl!“ (in überlebensgroßer Typografie auf rotem Grund) bis hin zur finalen Preis- und Prozentschlacht – suggeriert mir, dass es Conforama primär um Irritationsfreiheit beim Rabattverkauf und weniger um einen eigentlichen Dialog mit dem Zuschauer oder gar um einen intellektuell stimulierenden Zugang geht. Michelangelo hätte wahrscheinlich die Stirn gerunzelt, würde er einen Teppich SARAH so in Szene gesetzt sehen: Alles Schöne – und darunter ein beiger Teppich, gewürzt mit -50% Rabatt und einem knochentrockenen Preisauszeichnungsstil. So viel zur Ästhetik.

Visuell findet der Spot zwar eine gewisse Kohärenz im durchgängigen Wechsel von kräftigen, bunten Hintergründen, großflächigen Preissignalen und der linearen Inszenierung der Produkte. Ich bin allerdings der Meinung, dass die eigentlich reizvolle Idee – Vielfalt als Wahlfreiheit zu verkaufen – etwas zu plakativ abgehandelt wird. Es fehlt mir persönlich ein cleverer Twist, ein Verweis auf Lifestyle-Trends oder wenigstens ein spielerischer Umgang mit dem mittlerweile inflationär gebrauchten Rabatt-Vokabular. Alles in allem erzeugt „Wähle alles Schöne / Bequeme / Smarte / Günstige…“ bei mir eher den Eindruck eines Bestellzettels als einer inspirierenden Einladung.

Was die Werbebotschaft betrifft, kann ich ihr zwar nicht das Etikett der Unklarheit anhängen: Die Sonderaktionen zum Jubiläum, der Fokus auf Schweizer Kundschaft („Comforama“ mit Schweizerkreuz), glasklare Aktionszeiträume – all das wird präzise kommuniziert. Meiner Ansicht nach bleibt aber genau das auf der Strecke, was anspruchsvolle Konsument:innen sich wünschen: Überraschung, Tiefgang, eine Meta-Ebene oder wenigstens einen cleveren Bruch mit Werbeklischees.

Nichtsdestotrotz, ich gebe zu, dass der Spot als Impulsgeber für Schnäppchenjäger:innen durchaus seine Berechtigung hat. Die direkte Preisargumentation auf knalligen Hintergründen mag für eine Preisbewusste Zielgruppe verfangen. Aber als jemand, der bei Fernsehwerbung Wert auf intelligente Kommunikation, charmante Kontexte und eine Prise Ironie legt, fühle ich mich hier eher wie ein Prozentzeichen auf der Flucht – erschlagen von Prozentsätzen, Rabattsternen und der allzu lauten Frage: „Was wählst du?“ Ich hätte mir ein bisschen mehr Eigenironie oder einen subtileren Umgang mit der Idee des „Wählens“ gewünscht.

Soviel von meiner Seite: Wie stehst du zu so einer Art von Werbeansprache – reicht dir eine plakative Einladung zum Ausverkauf oder schätzt du anspruchsvolle, clever gebaute Werbekommunikation, die das Publikum als denkendes Gegenüber respektiert und nicht nur als laufende Portemonnaies betrachtet? Lass gerne deine Gedanken zum Spot da – fachliche Analyse oder subjektives Bauchgefühl, alles ist willkommen!