Ich finde, die Bildsprache balanciert angenehm auf dem Grat zwischen liebevoller Hommage und bewusstem Klischee-Einsatz.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, springt einen das Narrativ der „Heimatliebe zum Reinbeißen“ förmlich an. Gerade in der heutigen Zeit, in der regionale Herkunft zum Kaufargument geworden ist, erreicht Aldi mit „Saveurs Suisses“ vermutlich sehr zielgenau die Schweizer Konsumenten und alle, die der Authentizitätsverheißung gerne erliegen. Ich sehe darin eine durchaus clevere Positionierung – Aldi gibt sich als Möglichmacher regionaler Lebensfreude im Standardsortiment. Das funktioniert, weil Regionalität hier nicht als Exklusivgut inszeniert wird, sondern als emotional zugängliches Alltagsvergnügen.

Die Kreativität des Spots äußert sich für mich vor allem in der formalen Gestaltung: Die Entscheidung für das Scherenschnittmotiv hebt den Spot wohltuend von generischen Appetizer-Bildern anderer Handelsriesen ab. Auch die Überblendung von Landschaft, Tradition und Produkt inszeniert ein sympathisches Bild Schweizer Genusskultur, ohne zu schwer im Trachtenkitsch zu versinken. Meiner Ansicht nach hätte jedoch eine humorvolle oder überraschende Wendung, vielleicht ein subtiler Bruch mit der Tradition, noch mehr Pfiff ins Konzept gebracht und könnte dem anspruchsvollen Zuschauer ein Schmunzeln entlocken. So bleibt es sehr gefällig – vielleicht fast schon zu brav für meinen Geschmack.

Was die visuelle Präsentation der Produkte betrifft, ist die Botschaft klar und schnörkellos: Zwei Packungen Tessiner Ravioli, übersichtlich beschriftet, flankiert von prominenten Preisfeldern. Ich denke, da verlässt sich Aldi voll und ganz auf die Kraft der Preisargumentation. Die Integration der Saveurs Suisses und ALDI SUISSE Logos sorgt gleichzeitig für eine Konsistenz der Markenbotschaft, die solide, wenn auch wenig überraschend wirkt. Das Motiv mit Herz und Löffel baut auf emotionale Bindung – fast schon ein wenig platt, aber eben wirkungsvoll aufs Wesentliche reduziert.

Die Werbebotschaft ist glasklar, auch wenn ich persönlich finde, dass die Formulierung „Heimatliebi zum Dribisse“ einen subtileren Sprachwitz verdient hätte. Die Message wird jedenfalls mit einer Direktheit ausgespielt, die bei eingefleischten Regionalitäts-Fans gut ankommen dürfte, bei kritischeren Geistern aber wenig Raum für Interpretation lässt. In meiner Sicht hätte es dem Spot gutgetan, sich noch ein bisschen schlauer von anderen regionalen Kampagnen abzuheben – sei es auf sprachlicher Ebene oder im Storytelling. Es fehlt hier ein intellektuelles Augenzwinkern, das anspruchsvollere Zuschauer, zu denen ich mich zähle, vielleicht erwartet hätten.

Alles in allem schafft der Spot dennoch eine liebevolle, traditionsbewusste Atmosphäre, serviert das Schweizer Heimatgefühl für den Durchschnittskonsumenten appetitlich, aber ohne größere Überraschungen. Vielleicht besteht genau darin die Stärke für das breite Publikum, während ich ein Quäntchen mehr Raffinesse und ironische Brechung im Einsatz von Heimatpathos sehr willkommen gefunden hätte.

Wie wirkt der Spot auf dich? Findest du das Spiel mit Schweizer Symbolen gelungen oder sehnst du dich – wie ich – nach einem kleinen Schlenker abseits der gefälligen Pfade? Ich wäre gespannt auf einen weiterführenden Austausch über die richtige Dosierung von Tradition und smartem Storytelling in Werbespots wie diesem!

Autor: Ralf Zmölnig