Top Qualität, bester Preis – fertig ist die Laube. Gerade vor dem Hintergrund meines Wunsches nach intelligenten, vielschichtigen Werbeansätzen empfinde ich das durchaus als Herausforderung. Mir fehlt da schon ein wenig die Raffinesse im Aufbau: Eine Person mit Zöpfen und Jeanshemd lacht freundlich in die Kamera, während im Hintergrund städtische Silhouetten verschwimmen – ich würde sagen, das bringt Flair, bleibt aber auf einer sehr allgemeinen Ebene hängen.

In meinen Augen verfehlt die Bildsprache die Chance, eine tiefere Geschichte oder augenzwinkernde Metaebene zu etablieren. Die Aneinanderreihung der Produktangebote – vom mit Lebensmitteln prall gefüllten blauen Einkaufskorb über das Discount-Klischee “Spare bis zu 33%”, bis zur nüchtern präsentierten Weinflasche mit plakativem Preisschild – signalisiert mir vor allem Effizienz und Preisdruck. Ich hätte mir da tatsächlich gewünscht, dass man ein wenig mit Erwartungshaltungen spielt oder die Szene bewusst bricht, um dem Spot eine anspruchsvollere Wendung zu geben.

Wenn es um Kreativität und Originalität geht, finde ich, dass Aldi in diesem Spot auf bewährte Mechaniken setzt. Die visuelle Allegorie des vollen Korbs und das farbcodierte Preisschild sind zwar eindeutig, aber ich glaube nicht, dass sie den Zeitgeist anspruchsvoller TV-Werbung einfangen. Die mechanische Abfolge der Produktangebote – Weinflasche, Fleischkäse, Heißluftfritteuse – wirkt auf mich beinahe wie eine nüchterne Berichtserstattung statt eines orchestrierten Werbeerlebnisses. Das Banner “Mehr fürs Leben” kommt zwar freundlich und lebensnah daher, bleibt aber, meiner Meinung nach, wenig konkret darin, wie Aldi das tägliche Leben tatsächlich besser macht. Ein paar süffisante Spitzfindigkeiten, ironische Brüche oder spielerische Stilmittel hätten hier für mich einen echten Mehrwert geboten.

Besonders bemerkenswert ist – das muss ich anerkennen – die stringente und konsistente Umsetzung der Marke durch Farbgebung, Logos und die omnipräsenten Aktionsschilder. Hier, so denke ich, wird der Wiedererkennungswert kompromisslos verfolgt, was für die Markenprägung enorm wichtig ist. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass Aldi bei aller Klarheit unter seinen Möglichkeiten bleibt, was emotionales Storytelling angeht. Das Spot-Finale mit Herzchen und “20 Jahre” schafft zwar einen Anflug von Feststimmung, kratzt jedoch für meinen Geschmack nur oberflächlich an der Emotionalität, die anspruchsvolle Zuschauende ins Boot holen könnte.

Letztlich bin ich der Ansicht, dass der Spot in Sachen Werbewirksamkeit sicher den Nerv seiner Kernzielgruppe trifft, mir selbst aber schlicht zu wenig Tiefgang und überraschende Momente bietet. Ein bisschen weniger Preisschilderballett und ein bisschen mehr Schalk im Nacken – das hätte ich hier gerne gesehen!

Was meinst Du – überzeugt Dich diese schnörkellose Preisdirektheit, oder vermisst Du wie ich den intelligenten Twist? Diskutiere doch Deine Sicht auf den Aldi-Spot und worauf Du persönlich beim Fernsehen achtest!

Autor: Ralf Zmölnig