Dennoch frage ich mich, ob das – rein kommunikativ betrachtet – nicht ein bisschen arg auf Nummer sicher gespielt ist.

Ich meine, gerade bei einer Marke wie Tchibo – die bekanntermaßen immer ein wenig Überraschung in ihrem Sortiment versteckt – hätte ich mir mehr Mut zur Inszenierung, zu einer augenzwinkernden Irritation oder zum subversiven Moment gewünscht. So bleibt es bei einem netten, sehr gefälligen Storytelling: Zwei Frauen am Wasser, herbstliche Farben, ausgelassene Gesten. Die Kamera verlässt nie das freundschaftliche Terrain. Hier bleibt man meiner Ansicht nach unübersehbar auf Konsens gebürstet.

Was ich hingegen hervorheben muss, ist die Klarheit in der Zielgruppenansprache. Eigentlich wissen wir sofort, wer gemeint ist: Menschen, die sich für Mode begeistern, die Spaß an Momenten haben und diese – clever im Spot visualisiert – auch gerne mal mit dem Smartphone festhalten und teilen. Der freundschaftliche, fast schon inklusive Ton des Off-Sprechers („Happy Herbst für alle!“) tut sein Übriges, um das wohlige Gemeinschaftsgefühl zu verstärken. Das finde ich durchaus charmant. Allerdings kommt mir die eigentliche Werbebotschaft fast ein bisschen zu glatt geraten vor. „Wirklich Gutes entdecken“ bleibt – wie so oft bei Tchibo – maximal offen und verzichtet auf spitzfindige Argumentationen oder ein echtes, intellektuelles Augenzwinkern.

Aus meiner Perspektive ist eben dies der Knackpunkt: Wo bleibt die raffinierte Wendung, der kleine Dreh, den ich so schätzen würde? Der gesamte Aufbau mit wechselnden Locations, Fashion-Details und freundschaftlicher Dynamik wirkt stimmig, keine Frage. Doch inhaltlich hätte ich mir etwas mehr Komplexität und vielleicht ein wenig Abstand zur Wohlfühlzone gewünscht. Ich habe das Gefühl, dass der Spot zu bewusst auf breite Akzeptanz zielt und dafür kreative Kanten meidet.

Gestalterisch setzt der Spot auf zeitgemäße Urbanität: Architektur, Sonnenlicht, herbstliche Bäume und Bewegungsdynamik sorgen für einen modernen Vibe. Hier sehe ich durchaus Stärken, denn visuell hebt sich Tchibo diesmal klar vom biederen Mittelfeld ab.

Meiner Meinung nach ist die Konsistenz der Markenbotschaft gewahrt – alles bleibt harmonisch, vom Bild bis zur Tonalität. Dennoch frage ich mich, ob damit nicht eine gewisse Austauschbarkeit einhergeht: Hätte da nicht jede andere Modemarke mit ähnlichem Look & Feel operieren können? Aus fachlicher Sicht lässt sich über diese Frage vortrefflich streiten.

Ich denke, diskussionswürdig wäre unter anderem, ob Tchibo mit einer stärkeren inhaltlichen Doppeldeutigkeit, Ironie oder einer echten überraschenden Volte nicht nachhaltiger im Gedächtnis bleiben würde. Wie siehst du das – reichen Warmherzigkeit, Style und ein kräftiger Herbst in den Farben aus? Oder ist der Wunsch nach mehr Tiefe und anspruchsvollen Signalen im Mainstream schlicht fehl am Platz? Ich bin gespannt, wie du diesen Spot einschätzt oder welche Kommunikationsaspekte für dich im Vordergrund stehen!