“ schon mal eine ganz besondere Freiheit heraus. Ich bin ehrlich gesagt irritiert, ob hier mit dieser scheinbar entwaffnenden Ehrlichkeit Pseudo-Authentizität erzeugt werden soll – zumindest löst dieser Einstieg bei mir einen Stirnrunzler aus. Was genau soll mir dieser abrupte Übergang von der Werbebeschäftigung hin zur persönlichen Gefühlswelt eigentlich vermitteln? Ich habe das Gefühl, dass hier krampfhaft auf die sogenannte „authentische Nähe“ gesetzt wird, aber für meinen Geschmack kommt das eher bemüht als glaubwürdig daher.

Trotzdem ist die visuelle Umsetzung durchaus ansprechend: Die Szene in der hellen, modern eingerichteten Küche mit golden glänzenden Ballons (die „40“ ist in ihrer Deutung fast schon ein Meta-Gag – feiert man das Geburtsjahr, eine Challenge oder den Vierzig-Tage-Verzicht auf – nun ja – Kuchen?) vermittelt Wohlfühlatmosphäre und einen gewissen Lifestyle-Standard. Ich finde, allein das Arrangement von pinkem Pullover, cleanem Interieur und dem omnipräsenten „SHEKO“-Shaker wirkt so, als hätte man eine Mischung aus Influencer-Ästhetik und Zeitschriften-Livingstrecke gewählt. Die Detailverliebtheit im Set, die Obstschale als Synonym für Gesundheit und der Blick nach draußen versprühen einen Hauch von Pinterest-Perfektion, der möglicherweise vor allem gesundheitsbewusste Frauen in ihren 30ern oder 40ern ansprechen soll.

Aus meiner Sicht ist der Spot beim Thema Werbebotschaft sehr fokussiert und nutzt die Protagonistin als Testimonial für einen schnellen und problemfreien Wandel zum besseren Wohlbefinden. Es wird auf die emotionale Ebene gesetzt – „Ich war immer unglücklich mit mir selbst. Aber dank Sheko hat sich das komplett geändert.“ – allerdings klingt das für mich wie das Marketing-Manifest der letzten zehn Jahre, gewandet in Ich-Form und damit vermeintlich „closer to you“. Ich frage mich, ob das wirklich triggert, wenn man als Zuseher*in Werbung so kritisch wahrnimmt wie ich: Ist das nicht etwas zu eindimensional? Ich jedenfalls hätte mir statt dieses Oneliner-Parcours eine raffiniertere, vielleicht auch augenzwinkernd gebrochene Erzählweise gewünscht.

Beim Thema Kreativität und Originalität bleibt bei mir gemischte Bilanz. Die Überblendungen zwischen Kuchen, Shaker und Produkt-Display sind zwar filmisch sauber und visuell gelungen, aber das erzählerische Überraschungsmoment fehlt. Mich lässt der Spot ein wenig ratlos zurück, weil dieser Inszenierung von „Echtheit“ und „alltäglichem Genuss“ für meinen Geschmack schlicht die dramaturgische Tiefe fehlt. Gerade weil ich anspruchsvolle, vielleicht sogar ironische, Erzählansätze für so viel wirkungsvoller halte, hätte ich mit einem feinen Dreh, gar einer überraschenden Pointe gerechnet.

Was ich der Inszenierung allerdings zugutehalten muss: Die Einbettung der wissenschaftlichen Begleitinformation im unteren Bildbereich („Das Ersetzen von zwei der…“) sorgt tatsächlich für eine sachliche Unterfütterung und grenzt sich wohltuend von den unzähligen, rein emotional aufgeladenen Diätversprechen anderer Marken ab. Für mich ist das ein Pluspunkt – hier wird auf Informationspflicht geachtet, was im Dickicht der oft windigen Abnehmprodukte nicht selbstverständlich ist.

In der Gesamtschau bin ich der Meinung, dass der Spot zwar stark auf lebensnahe Alltagsästhetik, eine klar definierte Zielgruppenansprache (vermutlich Frauen rund um den „Magic Four-O“) und eine gefällige Markenwelt setzt. Allerdings bleibt das Ganze für meinen persönlichen Geschmack erzählerisch zu stromlinienförmig und wirkt eher wie ein gut gebügeltes Instagram-Storytelling mit wenig Risiko und wenig Resonanztiefe. Gerade bei so vielen Spots auf dem Markt, hätte Sheko ruhig ein bisschen mehr in Sachen Cleverness und dramaturgische Widerhaken bieten dürfen.

Mich interessiert sehr, wie das andere sehen: Ist das für euch ein Musterbeispiel gelungener, zeitgeistiger Produktwerbung oder seht ihr diese versuchte Nähe genauso kritisch wie ich? Lasst uns doch mal darüber diskutieren, wie ihr den Übergang, die Erzählweise und die Glaubwürdigkeit dieser Art von Werbeansprache einschätzt!