Auffällig finde ich die Zielgruppenansprache. Unverkennbar werden hier Menschen adressiert, die altersbedingt oder aus anderen Gründen mit Beinschmerzen und Krämpfen kämpfen und dabei ein aktives, naturnahes Lebensbild pflegen. Aus meiner Sicht spielt der Spot geschickt mit dem Wunsch vieler Älterer, auch mit gesundheitlichen Einschränkungen weiterhin am Leben und an alltäglichen Aktivitäten – hier stellvertretend durch den Hundespaziergang und das Frisbee-Spiel – teilnehmen zu können. Die Verbindung von emotionalen Outdoor-Szenen mit häuslicher Geborgenheit ist durchaus wirksam, wenngleich ich es für leicht kalkuliert halte. Die Kombination aus Hund, Parkbank und freundlicher Jackenfarbe ist so generisch, dass ich hier nicht umhin komme, ein wenig mit den Augen zu rollen.

Bei der eigentlichen Werbebotschaft bin ich wirklich gespalten: Einerseits wird sehr transparent auf die Vorteile hingewiesen – Schmerzfreiheit, Reduktion von Krämpfen und Schwellungen, das Ganze ohne Medikamente. Ich bin der Meinung, dass die Nutzung der „Ohne Medikamente“-Argumentation hier durchaus den Nerv vieler Menschen trifft, die Tabletten Leid sind. Andererseits wirken die Botschaften durch die Brillanz der Claims fast schon penetrant und lassen wenig Raum für intelligente Zwischentöne – mir fehlt ein wenig der mutige, innovative Twist, den zeitgemäße Werbung heute haben kann.

Kreativität und Originalität? Tja, ich tue mich wirklich schwer, diesen Spot mit einem originellen Werbeerlebnis in Verbindung zu bringen. Ein Beinamputierter sitzt noch immer nicht auf der Parkbank, aber trotzdem bleiben sämtliche Darstellungen auf der Schwelle zum vorhersehbaren Wohlfühlklischee. Die Dialoge sind ebenso wenig bahnbrechend: „Sven, mach mit! – Nee, meine Beinschmerzen wieder.“ Da muss ich kurz schlucken: Mit intelligentem Dialogwitz oder einer ironischen Metaebene hat das herzlich wenig zu tun. Hier hätte ich mir tatsächlich mehr Raffinesse und stilistische Finesse gewünscht, vielleicht sogar einen satirischen Verweis auf den Markenkern.

Was die visuellen Elemente angeht, kann ich durchaus anerkennen, dass der Spot technisch solide produziert ist: Farben, Licht und Bildkomposition sorgen für ein angenehm-optimistisches Seherlebnis. Mir fällt außerdem auf, dass der Fokus auf reales, alltägliches Miteinander – Hund, Parkbank, Wohnzimmer – Vertrauen schaffen soll, was bei der Zielgruppe vermutlich gut ankommt. Aus meiner Perspektive leidet das visuelle Storytelling trotzdem an seiner Behäbigkeit. Hier fehlt mir der Überraschungsfaktor; alles bleibt enorm gefällig. Ein kleines Augenzwinkern, eine unerwartete Drehung – das hätte dem Ablauf enorm gut getan.

Auch die Konsistenz der Markenbotschaft überzeugt mich weitgehend, denn sie ist über den gesamten Spot hinweg stringent umgesetzt: Revitive als Lösung für schmerzfreie Mobilität, klinisch gestützt und risikofrei testbar. Fachlich betrachtet ist das in Ordnung, emotional aber bleibt viel Potenzial ungenutzt. Sicher: Die Erwähnung wissenschaftlicher Studien ist ein Pluspunkt, jedoch wirkt sie im Gesamtkontext eher wie ein Pflichtvermerk als ein clever eingebundenes Argument.

Kurzum: Für mich bleibt dieser Spot ein Paradebeispiel für solide, aber fantasiearme Gesundheitsbewerbung. Ich bin überzeugt, dass der Mut zu mehr stilistischen Experimenten und intelligenter Ironie nicht nur Reaktanz vermindern, sondern auch eine frische Wahrnehmung der Marke ermöglichen könnte.

Wie empfindest du die Werbebotschaft und das Storytelling dieses Spots – und glaubst du, dass Altbewährtes in der Fernsehwerbung immer noch zeitgemäß ist? Diskutiere gerne deine Sicht oder teile eigene Beispiele, bei denen dich Werbung wirklich überrascht hat!