Die gezielte Ansprache einer jungen Zielgruppe scheint dabei offensichtlich: Outfits, Accessoires und ganze Szenerien spielen bewusst mit Sehnsüchten nach Sommer, Freiheit und Individualität. Der bunte Mix der Protagonist:innen – von der lachenden Mädchenfigur auf dem Koffer über den Strand-Poser mit Bart bis hin zu entspannten Ventilator-Männern – vermittelt ein diverses, zeitgeistiges Bild. Ich finde diesen Point-of-View durchaus gelungen, weil er der Werbung ein inklusives und im besten Sinne unangestrengtes Lebensgefühl einhaucht.

Die Werbebotschaft ist aus meiner Perspektive schnörkellos: „Alles für den Sommer. OTTO. Finde ich gut.“ Otto positioniert sich als Möglichmacher für genau diese unbekümmerte, entspannte Zeit – und unterfüttert das mit Anspruchslosigkeit als Wert. Was mich jedoch etwas irritiert, ist, dass es bei aller Lässigkeit beinahe schon in den Bereich des gewollt Schlichten kippt. Ich denke durchaus, dass darin eine strategische Entscheidung steckt, aber es ist vielleicht ein Drahtseilakt zwischen positiver Reduktion und anbiedernder Simplizität.

Die Kreativität entfaltet sich meiner Meinung nach vor allem in den kleinen, augenzwinkernden Details: Da wird ein Kopf im Sand vergraben, ein pinkfarbener Becher schiebt sich sinnlos, aber schön ins Bild, und ein Koffer wird zum Sitzmöbel. Die Bildsprache zelebriert das Banale und erhebt es spielerisch ins Besondere. Hier, so finde ich, blitzt ein sympathischer Charme durch, der dem Spot eine gewisse Originalität verschafft – trotz aller Oberflächlichkeit.

Auffällig ist für mich der konsequente Einsatz visueller Stilmittel: Sonnenbrillen als Symbol jugendlichen Lifestyles, knallige Farben, weiche Sonnenlichter und immer wieder das dezente, aber präsente rote Otto-Logo – alles fügt sich zu einem harmonischen Look. Der Schnitt bleibt flüssig, die Szenen wechseln mit angenehmer Dynamik, und die Unterwasser-Aufnahmen setzen einen spürbaren Akzent. Diese Bildwelt ist, meiner Ansicht nach, sehr stimmig und lädt zum Verweilen ein.

Was ich besonders leicht ironisch anmerken möchte, ist, wie wenig der Spot sich um Tiefgang schert – im wahrsten Sinne des Wortes: Schwimmen, Planschen, Kopf-in-den-Sand, alles locker, alles easy. Die erzählerische Herausforderung beschränkt sich darauf, sommerliche Leichtigkeit als zentralen Lebenswert zu inszenieren. Das ist stilistisch konsequent, aber ich persönlich hätte mir eine intelligentere Wendung oder eine subtilere Meta-Ebene gewünscht. Der Textfluss des Songs – mit Zeilen wie „Ich packe Momente in die Hosentaschen“ – besitzt zwar einen poetisch anmutenden Ansatz, kratzt aber für meinen Geschmack etwas zu sehr an der Oberfläche des Beliebigen.

Die Markenbotschaft wiederum bewerte ich als gelungen eingebettet: Das Otto-Logo ist omnipräsent, ohne mit der Holzhammermethode zu stören, und der Claim „Finde ich gut“ wird charmant als verbindendes Element des Spots genutzt. So versteht man sofort, wer „das Gute“ im Sommer (und vermutlich auch im Rest des Jahres) möglich macht. Aus Expertenperspektive ist das eine klare, markenkonsistente Inszenierung, die in ihrer Schlichtheit wohl gerade ihre Stärke sucht.

Alles in allem empfinde ich den Otto-Spot als eine ziemlich charmante, handwerklich sehr sauber umgesetzte Einladung, das Leben nicht ernster zu nehmen als nötig. Ich stelle mir jedoch die Frage, ob das Versprechen von Individualität und Leichtigkeit nicht einen Tick zu glattgebügelt rüberkommt und dadurch vielleicht jene verpassen könnte, die einen echten Kommunikations-Clou suchen.

Wie sind Deine Eindrücke zum Spot? Regt Dich der Inszenierungsstil zum Nachdenken an oder bleibt das Ganze für Dich nur nette Sommer-Dekoration mit Ohrwurm-Garantie? Lass uns doch fachlich oder ganz subjektiv diskutieren, wie Otto hier seine Markensprache weiterentwickelt – und ob der Spot für Dich wirklich „gut“ ist!

Autor: Ralf Zmölnig