Der Mann mit In-Ear-Kopfhörern, die helle, freundliche Wohnumgebung, der Skateboarder – so vieles wirkt bemüht jugendlich, lebensnah und übersetzt gewohnte Werbebilder in eine Wohlfühl-Atmosphäre, die kaum Ecken und Kanten zulässt.

Ich habe den Eindruck, der Spot fährt visuell auf Nummer sicher. Verschwommene Hintergründe sorgen für ein generisches, überall-austauschbares Setting; die omnipräsenten Logos sichern den Markenbezug, aber subtiles Storytelling oder überraschende erzählerische Brüche bleiben dabei leider komplett aus. In meiner Wahrnehmung wäre hier Raum gewesen, kreativer zu werden, etwa durch eine raffiniertere Montage oder pointierte Dialoge – stattdessen wird brav von Szene zu Szene gewechselt und stets vermittelt: alles ist harmonisch, die Pause ist der Höhepunkt des Tages, natürlich veredelt von Nestlé.

Beeindruckt bin ich ehrlich gesagt nicht vom Versuch, „finanzielle Unterstützung für Kakaobauern“ als Beleg oder Säule für gesellschaftliche Verantwortung zu inszenieren. Ich denke, solche Aussagen erfordern in Werbekontexten deutlich mehr Substanz und Tiefe, um Glaubwürdigkeit und Relevanz zu entwickeln. Die plakative Schlagwortsetzung in Richtung Nachhaltigkeit läuft, aus meiner Sicht, Gefahr zur inhaltsleeren Behauptung zu verkommen, da jegliche Hintergründe oder konkrete Beispiele komplett ausgespart werden.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, erscheint mir das Casting bewusst divers, die Settings universell. Das kann funktionieren, wenn man auf breite Identifikation setzt – meines Erachtens aber verschenkt der Spot so viel Potenzial, indem er keine Charaktere mit Tiefe oder disruptiven Momenten anbietet, die man hinterfragen oder diskutieren könnte. Gerade weil mein Anspruch an Werbekommunikation darin liegt, klug und überraschend zu unterhalten oder echte Denkanstöße zu liefern, bleibt der Spot für mich eindeutig im Mittelmaß.

Die Werbebotschaft ist klar, aber, wie ich meine, auf eine etwas lässige, kontextarme Art präsentiert: „Nestlé macht eure Pausen schon immer besonders“ trifft sicher die Sehnsucht nach kleinen Alltagsfluchten, drängt sich mit Wörtern wie „schon immer“ und „besonders“ aber auch in eine Behauptungsecke, die ich mit kritischer Distanz betrachte. Die Formulierung „Euer Weg ist unser Weg und zusammen sind wir unterwegs nach besser“ klingt gefällig und bewegt, bleibt aus meiner subjektiven Sicht in ihrer Allgemeinheit allerdings so vage, dass jeder etwas hineinlesen kann, aber wenig Greifbares bleibt.

Was bleibt, ist ein sauber produzierter, visuell ansprechender Spot mit freundlichen Gesichtern – aus professioneller Sicht aber leider kein mutiger, origineller oder intelligenter Wurf. Ich für meinen Teil hätte mir mehr Raffinesse, mehr echte Haltung und vielleicht einen gezielten Discours jenseits weichgespülter Botschaftskaskaden gewünscht. Wer anspruchsvolle Kommunikation sucht, sucht sie hier vermutlich vergebens.

Wie wirkt der Spot auf dich? Findest du die Präsentation glaubwürdig oder vermisst du Ecken, Kanten und innovationsoffene Akzente? Diskutiert gerne, was nachhaltige Markenbotschaft für euch bedeutet, und inwiefern Werbung Anspruch und Authentizität tatsächlich zusammenbringen kann.

Autor: Ralf Zmölnig