“ Ich muss ganz ehrlich sagen: Da frage ich mich schon, was jetzt eigentlich los ist. Euer Weg ist unser Weg? Zusammen sind wir unterwegs nach Besser? Was ist denn jetzt kaputt? Entschuldigung, aber so verbrämt metaphorische Werbung für ‘ne Fertignudelsoße? Holt mich ÜBERHAUPT nicht ab! Im Gegenteil!

Aus meiner Perspektive wirkt dieser Versuch, mit bedeutungsschwangeren Metaphern ein banales Alltagsprodukt in eine Art gemeinschaftliches Werteprojekt zu überhöhen, fast schon unfreiwillig komisch. Man hat offenbar ein großes Bedürfnis, mir zu vermitteln, dass der Genuss von Fertigsaucen einer kleinen Reise zur persönlichen Weiterentwicklung gleichkommt. Ich finde, das ist schon originell – aber eher in seiner Absurdität als in seiner Werbeintelligenz.

Wenn ich die Szenen betrachte, sehe ich gefällige, weich ausgeleuchtete Küchenidyllen: warme Holztöne, freundliches Sonnenlicht, glückliche Menschen, die sich an Spaghetti und Bolognese-Sauce erfreuen. Ein bisschen zu perfekt, ein bisschen zu zahm für meinen Geschmack. Alles ist visuell darauf ausgerichtet, Irgendwo zwischen Landhausküche und Influencer-Ästhetik zu vermitteln, dass hier Werte wie Authentizität, Familie und Natürlichkeit im Vordergrund stehen. Für mich wirkt das eher wie eine hübsch arrangierte Instagram-Kulisse als wie eine echte Szene aus dem Leben.

Die Zielgruppenansprache ist eindeutig auf die „Familien-mit-Bewusstsein-für-Nachhaltigkeit“-Fraktion ausgerichtet. Das mag strategisch klug sein, aber ich vermisse den intelligenten Dreh. Für werbliche Kommunikation erwarte ich persönlich, dass sie mich kognitiv herausfordert, überrascht oder – wenigstens – mit cleveren Stilmitteln spielt. Aber hier? Da wird auf die Safest-Values und weichgespülten Konzepte gesetzt. Enge Zusammenarbeit mit Tomatenbauern seit über 10 Jahren? Klingt nie besonders kreativ und schon gar nicht subversiv. Meiner Ansicht nach hätte man aus dem Nachhaltigkeitsaspekt durchaus mehr herausholen können als ein vergleichsweise generisches „Wir sind gemeinsam unterwegs!“-Narrativ.

Die Werbebotschaft ist klar codiert, keine Frage. Es wird alles dafür getan, den Eindruck zu vermitteln, dass Genuss, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft im Zentrum stehen. Aber ich bin ehrlich gesagt der Meinung, dass das alles ein bisschen zu dick aufgetragen ist. Die Sprache ist so soft und uneindeutig, dass sie beinahe komplett ins Beliebige kippt. „Zusammen nach besser“ – das klingt ein wenig, als hätte der Spot sich bei motivierenden Präsentationsfolien für agile Workshops inspirieren lassen.

Ich muss zugeben, dass die stilistischen Mittel – weichgezeichnete Close-ups, harmonische Farbigkeiten, das optische Spiel mit hellem Licht, die kleinen emotionalen Mikro-Momente (Kindergesicht im Sonnenstrahl, Lächeln am Herd) – handwerklich perfekt umgesetzt sind. Trotzdem frage ich mich, warum ich als Zuschauer hier mit solchen Phrasen und Sinnbildern zugetextet werde, wo es doch eigentlich um Bolognese-Fertigsauce geht. Das ist für mich in Sachen Kreativität ziemlich ambitionslos, ironischerweise, wo die Inszenierung ja das genaue Gegenteil suggerieren will.

Alles in allem bin ich der Meinung, der Spot möchte intelligent erscheinen, bleibt inhaltlich aber blass und mutlos. Für anspruchsvolle Zuschauer wie mich, die nach echten Pointen, Ironie oder zumindest einem ehrlichen Augenzwinkern suchen, bietet diese Werbung kaum einen Anknüpfungspunkt.

Mich interessiert aber durchaus, ob andere, vielleicht weniger kritisch-lakonische Betrachter das anders sehen: Wie nimmt ihr diesen TV-Spot wahr? Wirkt die Meta-Botschaft auf euch authentisch – oder ist es eher ein Musterbeispiel für intellektuell überhöhtes Storytelling ohne Substanz? Lass uns gerne darüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig