Es bleibt alles auffällig glatt und steril; das wirkt für mich schon fast wie die illustrative Illustration einer Zielgruppenfrage beim Werbeagentur-Briefing.

Die Montage der Produkte nebeneinander, unter der Headline "HYDRA ENERGY ROUTINE", macht aus meiner Sicht direkt durch die Farbgebung – Orange auf Grau – klar, dass es vor allem um Klarheit und Wiedererkennbarkeit geht. Ein witziger oder doppelbödiger Gedanke im Storytelling bleibt aber aus: Mir fehlt hierbei ein Aha-Effekt oder zumindest ein kleines Augenzwinkern, das die Zielgruppe – Männer mit Hang zu stylischer Rationalität – auf einer intellektuelleren Ebene abholen würde.

Spannender wird es kurz, wenn ein Mann das neue Vitamin C Serum präsentiert und dabei freundlich in die Kamera lächelt. Allerdings denke ich, dass die Inszenierung zwischen Drogerieregal und futuristischer Tech-Routine schwankt, ohne eine eigene, glaubwürdige Haltung zu entfalten. Die plakative Inszenierung von "STRAHLENDE HAUT" hat fast etwas Satirisches, weil sie so offensiv mit Klischees über maskuline Hautpflege spielt, ohne diese ironisch zu brechen. Aus meiner Sicht bleibt die Chance ungenutzt, die Klischees durch einen cleveren Twist zu unterlaufen.

Die nächste Szene – sportlich aufgemachter Mann mit Springseil, leuchtendes Gitternetz über der Decke, dazu die Einblendung "AUFWACHKICK FÜR DEN KÖRPER" – bindet die visuelle Ebene mit cleanen Grafikelementen. Ich muss aber anmerken, dass diese Mischung aus Fitnessästhetik und digitalem Coolnessfaktor sehr generisch wirkt. Weder überrascht hier die Komposition, noch wird die Duschgel-Story in irgendeiner Weise sinnbildlich oder metaphorisch weitergedacht. Wer auf konzeptionelle Raffinesse steht, wartet hier vergeblich auf ein Funken Ironie oder zumindest eine Erzählung abseits der Produktvitrine.

Ein kurzer Schmunzler sei mir bei der 72H-Einblendung gestattet: Diese optisch überpräsente, imposante Zahl – inszeniert vor dramatischem Himmel mitsamt Blitzen – lächelt dem Zeitgeist der "Maximalversprechen" entgegen. Ich frage mich, ob diese Bildsprache pure Überzeichnung sein soll oder tatsächlich meint, dass 72 Stunden Deo-Halt der neue Heldentraum moderner Männer ist. Meiner Ansicht nach läge gerade im Überspitzten ein Potenzial für Selbstironie, aber hier nimmt sich der Spot in einer Art und Weise ernst, dass mir fast ein Lächeln entwischt.

Abschließend tauchen alle Produkte nochmals sauber sortiert auf, diesmal im freundlichen Gruppenbild mit drei Männern, die in modisch-neutralen Outfits lässig um die Wette lächeln – vielleicht, um Gemeinschaftsgefühl zu transportieren, oder doch nur als deklaratorisches "Wir sind es uns wert". Ich denke, dass dieser Abschluss solide und konsistent zur Markenbotschaft passt, jedoch keinerlei Überraschungseffekt oder ungewöhnliche Wendung bietet.

Zusammengefasst: Mir fehlt bei diesem Spot der beherzte Griff zu wirklich intelligenteren Inszenierungsformen, die der männlichen Zielgruppe nicht nur Routinen und Schutz in Maximaldauer, sondern auch ein echtes "Aha!" auf intellektueller Ebene bieten. Eine augenzwinkernde Brechung, ein unkonventioneller Dialog oder eine meta-kommunikative Störung hätten dem Spot aus meiner Sicht gutgetan – gerade weil er so kompetent, sauber und beherrscht aussieht. So aber bleibt es ein musterhaftes Beispiel für eindrucksvolle, aber erwartbare Markenkommunikation mit durchdesigntem Schein und wenig überraschender Substanz.

Wie wirkt der Spot auf dich: Hättest du dir mehr Tiefe, Ironie oder narrative Finesse gewünscht? Oder findest du genau diese unkomplizierte Klarheit überzeugend? Diskutiere gern mit – ich bin gespannt auf weitere Perspektiven!

Autor: Ralf Zmölnig