Die Größe der Natur, aber auch die Kleinheit des Menschen werden geschickt in Szene gesetzt – dieses Wechselspiel sieht man in touristischer Markenkommunikation nur selten in solch ästhetisch dichten Bildern.

Aus meiner Sicht gelingt die Zielgruppenansprache hier recht passgenau: Der Spot spricht eindeutig Menschen mit Fernweh und einer ausgesprochenen Affinität zu Natur- und Polarabenteuern an, ohne sich im touristischen Einheitsbrei zu verlieren. Wer sich nach Grönland und Galapagos sehnt, ist vermutlich weder auf der Suche nach plumpen Animationen noch nach schmissigen Jingles – diesen Anspruch bedient der Spot, indem er mit ruhigen, kontemplativen Bildern arbeitet.

Die Werbebotschaft „Unvergessliche Abenteuer, spannende Vorträge und magische Begegnungen“ klingt für mich ein wenig routiniert, das müsse ich schon kritisch anmerken. Hier hätte ich mir, unter Berücksichtigung meines persönlichen Faibles für feine stilistische Wendungen, mehr Subtilität oder zumindest eine unerwartete Tonalität gewünscht. So bleibt der Claim leider im sicheren, aber auch erwartbaren Feld der Superlative.

Ich muss sagen, die abwechslungsreiche Szenenfolge – von Schildkrötentauchern bis hin zu Schlauchboottouren vor eindrucksvollen Eiswänden – bringt eine kreative und vor allem vielseitige Dramaturgie ins Spiel. Die Visualisierung verschiedener Altersgruppen und Settings sowie das gezielte Spiel mit Farben (die auffallend roten Expeditionsanzüge!) gefallen mir im Sinne eines hohen Wiedererkennungswerts und zeugen von einem durchdachten Gestaltungskonzept, das alles andere als beliebig wirkt.

Was ich allerdings ein wenig ironisch finde: Trotz der suggerierten unendlichen Freiheit und des Abenteuers steht überall recht prominent die Webadresse travelhx.com – ganz so, als müsste selbst die eisigste Wildnis durch einen Buchungsbutton domestiziert werden. Die Anbindung der Markenbotschaft an die Rabattaktion „Bis zu 20% sparen“, gepaart mit einem „+500 € Preisvorteil“, ist clever, allerdings nach meinem Gefühl fast zu offensichtlich positioniert, um den Hauch von Exklusivität bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Fisherman’s Friend lässt grüßen – einen Ticken subtiler hätte ich das gefeiert.

Was mir jedoch positiv auffällt, ist, wie konsequent sich alle visuellen und inhaltlichen Elemente in das Markenbild von Hurtigruten einfügen: Der Expeditionsgeist, der schon immer ein Markenkern war, wird nicht verwässert, sondern in reizvoller Form transportiert. Besonders die gefilmten Perspektiven – mal Weitwinkel, mal hetzend an eine Bootscrew herangezoomt – drücken für mich auch filmisch Qualitätsanspruch und Abenteuerlust aus.

Um vielleicht ein wenig satirisch zu schließen: Wer nach diesem Spot immer noch glaubt, eine Kreuzfahrt sei nur was für Seekranke mit Rollator, der wird hier eines Besseren belehrt – auch ohne, dass das Wort „Abenteuer“ im Claim gleich drei Mal vorkommen müsste.

Mich interessiert, wie du die Bildsprache und die Preis-Kommunikation im Spot bewertest: Regt das bei dir Fernweh an oder löst es vielleicht sogar insgeheim ein wenig Bewunderung für die Inszenierung aus? Lass uns gerne fachlich und auch gerne mit einem Augenzwinkern darüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig