Hier wird statt Hochglanz-Pathos ordentlich mit unerwarteten Begriffskopplungen jongliert; schon allein der Einstieg mit „tomato thirst“ ist zugleich rätselhaft, aber auch in seiner Skurrilität sympathisch.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, meine ich, dass sich Eurowings hier durchaus an eine urbane, junge und sprachgewandte Zielgruppe wendet, die ironisch gebrochene Werbeclaims honoriert. Die Verwendung von Begriffen wie „geiler Scheiß“ überschreitet bewusst die Grenze zur Rotzigkeit – augenzwinkernd, aber nicht zwangsläufig anbiedernd, und das finde ich per se schon einmal mutig.

Kreativ ist die Bildsprache durchaus: Wer hätte erwartet, dass Flugbegleiter lachend aus Kabinenfächern blicken oder sich entspannt in die Sitze legen wie Geschäftsreisende nach Feierabend? Ich bin der Meinung, dass genau dieses Mittel der Überzeichnung hilft, die Atmosphäre aufzulockern, und dabei sogar einen Hauch von Selbstironie transportiert. Das unterschwellige Signal: Ihr müsst keinen steifen Flug erwarten, sondern eine Marke, die ihre Leichtigkeit zur Schau stellt.

Speziell gut gefällt mir das Farbkonzept – warme, violette und magentafarbene Lichtsituationen hüllen die ansonsten so sterilen Flugzeugkabinen in eine fast schon angenehm entrückte Lichtstimmung und rücken die Szenerie aus dem Alltäglichen heraus. Ich finde, das sorgt für einen angenehmen Kontrast zur oft sachlich-kühlen Bildsprache der Branche.

Was die Konsistenz der Markenbotschaft angeht, sticht für mich die gezielte Wiederholung von „ICH FLIEB'S“ ins Auge, subtil garniert mit dem fast schon sarkastischen „Eure Wings“. Aus meiner Sicht will Eurowings hier den Spagat zwischen Lockerheit und klarer Servicebotschaft schaffen. Indem das kostenlose Extra-Gepäck für Kinder so prominent wie spielerisch angekündigt wird, verzichtet die Marke clever auf belehrende Argumente und setzt auf Leichtigkeit statt Leistungsbeweis.

Meiner Ansicht nach lebt dieser Spot eindeutig von seiner Unberechenbarkeit und der Freude am Augenzwinkern. Möglich, dass nicht alle Zielgruppen diesen Stil goutieren – wer altbackene Hochglanz-Emotionalisierung sucht, dürfte sich hier verschaukelt fühlen. Ich persönlich halte das für eine durchaus wohltuende Provokation. Etwas süffisant formuliert: Man muss schon zweimal hinhören, um nicht zu glauben, das sei ein Parodie-Spot – und genau darin liegt für mich auch der Reiz.

In Anbetracht der Vielzahl relativ ähnlicher Airline-Spots empfinde ich diese spielerische, fast respektlos-frische Kampagnenidee als charmant gegen den Strich gebürstet. Letztlich ist für mich ausschlaggebend, dass hier eine Markenidentität gezeichnet wird, die eben nicht nur um Sicherheit und Funktionalität kreist, sondern Spaß und Familienkomfort als Teil der Reisephilosophie umarmt.

Wie siehst du das? Finden solche ironisch-spielerischen Werbeansätze für dich einen Nerv, oder versenden sie die Ernsthaftigkeit der Marke? Würde mich interessieren, welche Wirkung dieser Spot auf dich oder aus fachlicher Sicht auf deine Wahrnehmung von Eurowings hinterlässt.

Autor: Ralf Zmölnig