Frauen, vermutlich 40+, die sich faktisch mit dem Thema Hautalterung auseinandersetzen, werden hier mit einer gewissen Selbstermächtigung angesprochen.

Was mir durchaus auffällt: Die Präsentation der Produkte, vor allem die plakative Darstellung von „LSF 30“ und das explizite Hervorheben wissenschaftlich anmutender Begriffe wie „Kollagen Elastin-Komplex“ und „Patentiertes Thiamidol“, zielen auf ein Vertrauensfundament ab, das ganz eindeutig medizinische Kompetenz symbolisieren soll. Meiner Ansicht nach fährt Eucerin auf der wissenschaftlichen Klaviatur – grafisch unterstrichen durch makroaufgelöste Zell- und Wirkstoffinszenierungen, die ansatzweise an ein Science-Lab erinnern. Ich finde diese Visualisierung einprägsam, aber auch ein wenig kalkuliert: Sie adressiert zwar den Anspruch nach fachlicher Qualität, vermeidet aber konsequent jeden kreativen oder originellen Bruch.

Ich bin der Überzeugung, dass sich Eucerin mit den seidenmatt inszenierten Studienergebnissen („+30% Elastizität* Klinisch bewiesen“) sowie dem dezenten Einblenden der Probandenzahl (40 Teilnehmer in 12 Wochen) einer gewissen Scheintransparenz bedient. Es entsteht ein Hauch von Objektivität, wobei ich in diesem Punkt etwas süffisant frage, ob diese Studien-Message bei kritischen Konsumenten nicht eher Fragen aufwirft als Vertrauen spendet. Die analytische Zielgruppenansprache – nicht zu emotional, stets auf Distanz zum Banalen – halte ich für sachlich gelungen, allerdings wird kaum mehr als eine differenziert trockene Produktverkaufslogik bedient.

Was die Werbebotschaft betrifft, so inszeniert sich das Unternehmen aus meiner Perspektive in jedem Moment als medizinisch exklusive Instanz und unterstreicht das medizinisch-apothekennahe Image. Dennoch, so denke ich, könnte diesen Spot bis auf die Goldnuancen beinahe jedes Pharmaunternehmen so realisieren; er ist handwerklich makellos, aber klinisch kühl. Jegliche kreative Volte, sprachliche Finesse oder gar ironische Brechung sucht man hier leider vergeblich – was für ein so rationales Anti-Ageing-Produkt vielleicht sogar kongruent ist, aber in meinen Augen doch ein wenig schade.

Die Integration des Rabatts am Schluss ist mir dann fast schon zu formelhaft geraten – ein roter Hintergrund, plakatives „5 € RABATT“ als Eye Catcher, ein klassischer CTA. Hier wird aus meiner Sicht wenig subtil auf den Conversion-Punkt gezielt. Eine Prise Charme oder eine überraschende Wendung, vielleicht ein Augenzwinkern in Richtung des eigenen, beinahe laborhaften Markenanspruchs, hätte dem Spot meiner Einschätzung nach sehr gutgetan.

Insgesamt empfinde ich den Spot als solide, rational überzeugend gestaltet und visuell konsequent, allerdings geht ihm jeglicher Esprit oder erzählerische Originalität ab. Für Konsument:innen mit einem Faible für Innovationsgeist und intelligente Kommunikation bleibt das Erlebnis ein wenig steril – wie ein Hautpflegeprodukt mit Handschuhen aufgetragen.

Vielleicht bin ich da zu anspruchsvoll – aber mich würde interessieren: Wie findest du den Spot? Empfindest du die wissenschaftliche Inszenierung als vertrauenswürdig, oder fehlt dir wie mir etwas Überraschung und schöpferischer Mut? Lass uns gern fachlich oder subjektiv darüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig