Diese leichten Überspitzungen – „Trocken föhnen“, „alle rein Leute!“ – fungieren in meinen Augen als amüsante Überzeichnung, nehmen der vielleicht ansonsten drögen Thematik auf sympathische Weise den Staub.

In Bezug auf die visuelle Umsetzung habe ich den Eindruck, dass hier sehr bewusst auf Authentizität gesetzt wird. Die Figuren – vom Mann im karierten Hemd mit hochgeklappten Sonnenbrillengläsern bis zum Anzugträger, der mit allerlei Gerätekabeln jongliert – würden glatt als Nachbarn oder Freunde durchgehen, nicht als Hochglanz-Models. Der Spot spielt dabei beinahe ironisch mit Klischees: der Technikfreund, die entspannte Familie im Garten, das Kind mit Wasserpistole, alle irgendwie Teil eines sommerlichen Mikrokosmos, in dem der Strom einfach fließt.

Was die Kreativität angeht, bin ich der Meinung, dass Enpal sich traut, mit der typisch deutschen „Nachbarschaftshilfe“ zu kokettieren und diesen Alltagsmythos aufs Energie-Sharing zu übertragen – mit einem süffisanten Unterton. Ich muss fast schmunzeln, wenn aus dem günstigen Solarstrom plötzlich ein Anlass zum sozialen Event wird. Das ist aus fachlicher Sicht zumindest ein origineller Brückenschlag zwischen abstraktem Produkt und emotional ansprechendem Kontext.

Hinsichtlich der Zielgruppenansprache glaube ich, dass genau dieses Spiel mit sympathischen Alltagscharakteren und situativer Komik gezielt jüngere Familien, aber auch umweltbewusste Eigenheimbesitzer ins Visier nimmt. Die Integration moderner Tech-Elemente wie Solarpanele, Batteriespeicher und E-Auto-Ladestation am Schluss erscheint mir rund und gibt der vorher leichtfüßigen Inszenierung noch einmal das notwendige Quäntchen Seriosität.

Ich finde, dass die Markenbotschaft in diesem Fall sehr konsistent und zugespitzt ankommt: Solarstrom ist nicht mehr elitäres Randgruppenthema, sondern „so günstig, dass man ihn gerne teilt“. Das manifestiert sich sowohl im Off-Text als auch in den Bildwelten und wirkt damit weder aufgesetzt noch belehrend.

Meiner Ansicht nach könnten Puristen monieren, dass sich das Ganze an der Grenze zur Parodie bewegt – die etwas gar zu „lockere“ Nachbarschaft könnte als Überspitzung auch nicht jedem gefallen. Dennoch empfinde ich das als kalkulierten Stilbruch, der zumindest intelligent die Grenzen des Werbeerzählens verschiebt.

Abschließend würde ich fast sagen: Der Clip lädt geradezu ein zu diskutieren, wie viel Augenzwinkern Nachhaltigkeitskommunikation heute verträgt. Wie ergeht es dir mit dieser Mischung aus ironischem Alltagsbild und klarer Botschaft? Lass uns doch darüber sprechen, ob dich solche TV-Spots tatsächlich erreichen oder ob du (wie ich manchmal) auf die wirklich cleveren, vielleicht noch subtileren Werbemomente wartest.

Autor: Ralf Zmölnig