In dieser Inszenierung erkenne ich einen durchaus geschickten Umgang mit visuellen Metaphern, den ich im deutschen Werbefernsehen nicht oft so klar und konsequent sehe.

Die Zielgruppenansprache empfinde ich als clever gewählt, aber auch durchschaubar: Vier freundlich-attraktive Menschen, offenbar zwischen Mitte 20 und Mitte 30, sitzen in einer stilisierten, instagramtauglichen Wohnzimmerwelt, wirken locker und freundlich – kein Glitzer-Glamour, sondern Nahbarkeit und Teilhabe. Hier wird der Traum vom plötzlichen Glück ins private Sofa verlegt, was geradezu höflich den Zeigefinger hebt: “Das könntest auch du sein!” Mir fällt auf, dass dieser Ansatz völlig auf Identifikation statt Neid oder Statusabgrenzung setzt. Aus meiner Sicht ist das beachtlich klug, aber natürlich auch recht formelhaft – ich erwische mich dabei, einen ironischen Unterton zu vermissen, der dem Ganzen etwas mehr Biss geben könnte.

Die Werbebotschaft ist in ihrer Reduktion als “Einfach shoppen und automatisch teilnehmen” so schnörkellos wie ein Slogan aus dem Marketing-Lehrbuch. An sich begrüße ich diese Klarheit, allerdings denke ich, dass man mit etwas mehr sprachlicher Finesse aus dem simplen Teilnahmeversprechen noch eine Prise Geist hätte herauskitzeln können. Ich finde die Kernbotschaft, dass Konsum und Chance auf Reichtum so bequem miteinander verknüpft werden, aus professioneller Sicht durchaus interessant, aber moralisch fast schon süffisant charmant verpackt – mit solch einem “Belohnungssystem” lockt man den Shopper emotional und subkutan zurück an die digitale Kasse.

Was Originalität und Kreativität betrifft, bin ich geteilter Meinung: Ich meine, dass die visuelle Umsetzung mit goldenen Flächen, klarer Typografie und dem Wechsel zwischen kühler Promo-Opulenz und heimeliger Wohnzimmer-Atmosphäre durchaus solide ausgeführt ist. Trotzdem, so ehrlich muss ich sein, erinnert mich das dramaturgische Grundmuster (große Gewinne, jubelnde Freundesclique, App-Store-Logos) an zahllose andere Promotion-Kampagnen. Es fehlt mir ein kleiner, cleverer Twist oder ein Bruch in der Erzählung, ein “Aha!”-Moment, der die Kampagne über das offensichtlich Erwartbare hinaushebt.

Die visuelle Darstellung der Schnittstellen – goldener Hintergrund, hochwertiges Interieur, emotionale Nahaufnahmen – ist stimmig, aber ein bisschen zu gefällig: Ich bin der Ansicht, dass About You hier auf maximale Anknüpfbarkeit und Wiedererkennbarkeit setzt, ohne durch eine experimentelle Bildsprache möglicherweise zu polarisieren. Aus Markensicht ist das nachvollziehbar, ästhetisch für den kritischen Zuschauer jedoch wenig fordernd.

Sehr positiv finde ich, dass About You auf Konsistenz setzt: Das Corporate Design zieht sich von den Logos bis zu den Aktionshinweisen konsequent durch, inklusive promotender App-Store-Verweise und dem eleganten Rechtehinweis im Logo. Auch die Integration der rechtlichen Infos am unteren Bildrand ist unaufgeregt gelöst – hier wurde mitgedacht. Mir gefällt, dass allein schon das Gesamtbild für eine klare, eindeutige Markenidentität sorgt.

Summa summarum halte ich diesen Spot für solides Handwerk, das nicht experimentieren, sondern beruhigen und abholen möchte. Wer sich überraschende kommunikative Volten oder wirklich intelligenten Appeal erhofft, muss weiter suchen – trotzdem ziehe ich den Hut vor der Effizienz und der Souveränität, mit der hier klassische Verkaufsmechanik emotionalisiert wird: “Konsum als Chance”.

Wie siehst du das? Sind solche Giveaway-Kampagnen für dich noch emotional wirksam oder würdest du dir mehr Substanz und Originalität wünschen? Ich bin gespannt auf unterschiedliche Sichtweisen – gerne her damit!