Direkt anschließend: das Kind am Fenster – der Klassiker. Ich finde, dass diese Szene, die das Staunen der Kindheit evoziert, längst der emotionale Türöffner der automobilen Werbewelt ist und sich hier erneut bedient wird. Man schiebt den Claim "Ein kleines Auto für grosse Erlebnisse" darüber, als wolle man mit aller Macht suggerieren: Seht her, wir sind nicht nur praktisch, sondern können auch emotional auf großer Bühne. Ich muss zugeben, dass ich das ein wenig abgegriffen finde.

Der anschließende Wechsel ins Boot, wieder mit Kind, ist ein fast schon süffisanter Paradebeweis für meine Theorie, dass dem Genre langsam die Motive ausgehen. Immer geht es um Familiensinn, um Natur, um Paddel und Seen. Natürlich ist alles stimmungsvoll beleuchtet, das Wasser blitzt, die Bergkulisse steht wie gemalt. So handwerklich meisterhaft das auch umgesetzt sein mag – mich ermüdet diese vorhersehbare Bildsprache. Nichts gegen Idylle, aber irgendwann ist das Werbemärchen auserzählt.

Ich denke, das in Szene gesetzte Kind, das später entspannt im hohen Gras liegt, soll Leichtigkeit und Geborgenheit vermitteln. Ein bisschen Fellkragen, ein bisschen Natur, ein bisschen Abenteuer – als stünden diese Bilder in fremdbestimmter Abwechslung auf einer To-do-Liste für das perfekte emotionale Storyboarding. Aus meiner Sicht wirkt das wie ein emotionaler Rundumschlag für die Zielgruppe junger Familien mit Anspruch auf Sicherheit und Freiheitsdrang, jedoch ohne jeden ironischen Bruch oder eine wirklich überraschende Wendung.

Wenn dann schließlich der Wagen dynamisch durch die gewundene Passstraße kurvt, Sonnenstrahlen mit dem obligatorischen Lens Flare auf die Kamera treffen und das Markenlogo wie das Siegel eines Traditionsunternehmens prangt, ist das Versprechen klar: Freiheit, Erlebnis, Sicherheit – alles in Einem, zum Mitnehmen, frisch poliert. Meiner Ansicht nach wird die Werbebotschaft so auf den Punkt inszeniert, visuell beeindruckend, und die kreative Konzeption bietet ordentliche handwerkliche Qualität. Doch ein aus dem Muster ausbrechender Einfall, irgendetwas, das diesen Werbebausteinskasten einmal durchschüttelt – den finde ich schmerzlich vermisst.

Ich bin der Meinung, bei all der handwerklichen Finesse dieses Spots, ist die Originalität auf der Strecke geblieben. Ob Familie, Natur oder Abenteuer: Die immergleichen Motive der Autowerbung werden hier so selbstverständlich aneinandergefügt wie Würfel eines bekannten Schokoriegels – quadratisch, praktisch, langweilig! Was bleibt, ist für mich die nüchterne Erkenntnis, dass Mut zu ungewöhnlichen Kommunikationsansätzen ausgerechnet im hochkompetitiven Automarkt viel zu selten ist.

Abschließend interessiert mich sehr: Wie bewertest Du die Bildsprache, die Werbebotschaft oder die – nennen wir sie freundlich: persistente Motivwahl – dieses TV-Spots? Diskutiere gerne mit: Vermisst Du wie ich die überraschende Wendung, oder spricht Dich diese Art klassischer Autowerbung weiterhin an?

Autor: Ralf Zmölnig