Was ich besonders gelungen finde, ist die Überlagerung der narrativen Aussage „Weil du mehr als deine Diagnose bist“ mit den visuellen Detailaufnahmen: Sei es das narbige Bein, joggende Silhouetten im Flutlicht oder das kollektive Zusammenfinden der Menschen auf dem Platz – das thematisiert Verletzlichkeit, ja sogar Ausgrenzung, aber dreht die Perspektive auf Selbstbestimmung und Zusammenhalt. Für mich entsteht da eine Zwischennote fast schon stillem Empowerments, die man nur mit einer eleganten kreativen Handschrift so transportieren kann.

Aus meiner Perspektive gelingen die visuellen Elemente nicht nur als einfache Sportmetaphern, sondern sie öffnen einen assoziativen Raum für die Botschaft, dass Rückhalt nicht im Ausschluss, sondern gerade in der Inklusion liegt. Die Bildsprache bleibt fokussiert und verzichtet klugerweise auf jede Form von Pathos oder plakativem Happy End. Dadurch respektiert der Spot auch die Intelligenz der Zielgruppe, der man zutraut, implizite Aussagen zu verstehen.

In Bezug auf die kommunizierte Werbebotschaft „Als einzige Versicherung der Schweiz bieten wir vollen Schutz für Menschen mit Vorerkrankungen“ bin ich der Meinung, gelingt der emotional-intellektuelle Spagat: Die Botschaft ist eindeutig, wird aber nie mit dem Holzhammer präsentiert. Ich sehe darin einen charmant-souveränen Umgang mit anspruchsvoller Kommunikation – genau mein Geschmack!

Kreativität und Originalität kommen für mich besonders durch die klug gewählten, abendlichen Settings zur Geltung. Gerade der Verzicht auf Tageslicht und das Nutzen von Flutlicht und Schatten vermitteln unterschwellig das Gefühl, sich von gängigen Werbe-Standards abzuheben. Ich empfinde das fast schon als ästhetischen Seitenhieb auf die ewigen pastellfarbenen Wohlfühlbilder herkömmlicher Versicherungswerbung.

Die visuelle Konsistenz – von der Einblendung des Logos bis zur atmosphärischen Bildsprache – sorgt meiner Ansicht nach für einen sehr hohen Wiedererkennungswert, ohne je seine TV-typische Didaktik zu verlieren. Ein bisschen süffisant könnte man sagen: Endlich mal ein Spot, der nicht wie ein animiertes Merkblatt daherkommt, sondern Bildern Raum gibt.

Aus fachlicher Sicht ist die Zielgruppenansprache hier auf einem Niveau, das ich in anderen Spots oft vermisse: Es wird anerkannt, dass vermeintlich „benachteiligte“ Gruppen selbstbewusst und aktiv inszeniert werden wollen. Für ein Produkt, das per se ein schwieriges Thema (Versicherung für Menschen mit Vorerkrankungen) adressiert, ist das ein ungewöhnlich empathischer Ansatz.

Ich persönlich frage mich, ob ausgerechnet der wiederholte Claim „Weil du mehr als deine Diagnose bist“, so markant eingebettet, nicht auf Dauer Gefahr läuft, das Thema zu verengen – ein Aspekt, der einen weiterhin kritisch begleiten sollte. Im Gesamteindruck bleibt jedoch: Selten wurde die Kombination aus gesellschaftlicher Relevanz und kreativer Umsetzung in Versicherungswerbung so elegant gelöst.

Wie seht ihr das? Welche Details im Spot sprechen euch an oder stoßen euch eher ab? Ich finde, über solch eine Herangehensweise lässt sich wunderbar diskutieren – sowohl auf persönlicher als auch auf fachlicher Ebene!

Autor: Ralf Zmölnig