Endlich eine Autowerbung, die mit Bildsprache und Timing vielmehr nach Innen wirkt, statt sich in oberflächlichen Exzessen zu verlieren. Danke Renault, für diese vielschichtige und mehr denn je notwendige „Zeit, dass sich die Welt wieder öffnet“! Die musikalische Untermalung mit „Earth“ von Mogli– ehrlich, wow! Musikalisch wie emotional ein Treffer.

Die Einleitung mit den schwebenden Kamerafahrten durch grüne Farbschattierungen und das poetische Voice-over wirken auf mich fast meditativ. Das ist schon eine erzählerische und gestalterische Klasse für sich und passt hervorragend zum Anspruch, Freiheit neu zu denken – eben nicht mehr als entfesseltes Rasen, sondern als Nachspüren von Möglichkeiten, von Wandel, von Aufbruch. Es überrascht mich durchaus positiv, dass Renault hier nicht plump den typischen motorisierten Freiheitsmythos bedient, sondern die ästhetische und inhaltliche Tiefe sucht. Aus meiner Perspektive ist hier eine interessante Einladung zur Reflexion spürbar: Wer bist du auf deinem Weg, was bedeutet Öffnung heute?

Die Frauenfiguren – einmal mit Kopftuch, einmal mit schlichtem schwarzen Hemd – sind, meiner Ansicht nach, ein ebenso klares wie symbolisches Statement: Offenheit, Diversität, Gleichzeitigket. In einer Branche, in der Diversitäts-Claims oft wie Alibi wirken, finde ich diese bewusste Bildauswahl stark – fast schon subversiv. Der Moment, in dem „Zeit, dass die Welt sich wieder öffnet“ eingeblendet wird, während der Blick der Frau in die Ferne schweift, stiftet nicht nur visuelle Ruhe, sondern auch eine emotionale Staffelung, die gezielt mit der Sehnsucht der Zeit spielt.

Die Integration der städtischen Szene, der Blick durch das Panoramadach, die Anspielung auf das Stofffaltdach – das alles erhebt den Spot über das Übliche hinaus. Anstatt mit Dominanz die Straße zu beanspruchen, bleibt das Modell im architektonischen und natürlichen Zusammenhang. Ich finde, dass die visuelle Sprache hier sehr intelligent gewählt ist – Schnitte, Farben, Lichtstimmungen sind bemerkenswert konsistent und erzählen eine überzeugende Story.

Auch der Claim „liberté 4 ever“ löst bei mir ein anerkennendes Nicken aus. Da wird das ikonische Erbe souverän mit dem Wertewandel verbunden. Keine Abrissbirne gegen die Tradition, vielmehr eine geschickte Umarmung alter Werte im Gewand der Moderne. Ich meine, damit trifft Renault sehr klug die Wünsche der Zielgruppe nach nachhaltiger Innovation ohne Verlust von Identität.

Klar bleibt das Thema Angebot und Leasingaktion unaufgeregt präsent, ohne den Fokus zu verschieben – das muss man erstmal so subtil hinbekommen. Dieser Balanceakt aus Produktbenefit und Sinnversprechen gelingt, meiner Meinung nach, in diesem Fall beispielhaft.

Meiner Ansicht nach ist dies ein Paradebeispiel, wie Markenkommunikation funktionieren kann: Anspruchsvoll, originell und mit einer fast schon untypischen Tiefe für Autowerbung. Da kann sich so manche Konkurrenz mal eine Scheibe abschneiden.

Wie steht ihr zu dem Spot? Findet ihr, dass Renault mit dieser Herangehensweise einen neuen Ton in der Automobilwerbung setzt, oder seht ihr das vielleicht viel kritischer? Welche Aspekte der Bildsprache oder der Inszenierung sprechen euch besonders an – und wo hättet ihr vielleicht ganz andere Schwerpunkte gesetzt? Lasst uns gerne in die Diskussion einsteigen!

Autor: Ralf Zmölnig