Besonders prägnant finde ich die Eröffnungsszene: "Ich achte darauf, dass meine Tochter gut und ausreichend isst, so wie du das immer bei mir gemacht hast." Hier werden Rollen von Pflege und Verantwortung elegant gespiegelt, allerdings frage ich mich, ob diese subtile Spiegelung bereits als wirklich anspruchsvolles Stilmittel durchgeht, oder ob sie im Kontext von Ernährungsspots inzwischen doch relativ etabliert wirkt.

Die Zielgruppenansprache richtet sich, wie ich finde, eindeutig an Familien, vor allem aber an erwachsene Kinder älterer Menschen, denen die Sorge um ihre Eltern vertraut ist. Sehr clever empfinde ich das Gleichsetzen des Ernährungsstatus von Kind und älterer Person, da dies eine sehr intime Vertrauensposition schafft. Aus meiner Sicht hätte man jedoch mit mehr Raffinesse an den Dialogen oder mit einer ironischeren Erzählebene noch weitere Tiefe schaffen können. So bleibt das Narrativ zwar herzlich, aber in gewisser Weise auch vorhersehbar.

Kreativität und Originalität erkenne ich vor allem in der visuellen Gestaltung, etwa wenn Hände sich halten oder in der unmittelbaren Gegenüberstellung von jungen und alten Gesichtern: Das transportiert Nähe, Zuneigung und eine gewisse Dringlichkeit. Trotzdem beschleicht mich das Gefühl, dass der Spot visuell lieber auf Bewährtes setzt statt zu überraschen – der obligatorische Teller mit Brokkoli ruft in mir ein fast schon schelmisches Déjà-vu wach, das sich in klassischen Ernährungskampagnen leider sehr häufig wiederholt. Vielleicht hätte ein originellerer Bildaufbau oder eine dezent-humorvolle Brechung des Themas die Werbewirkung auf eine subtilere, nachhaltigere Ebene heben können.

Die Werbebotschaft an sich, vor allem mit der Zeile "1 von 5 Personen über 65 Jahren hat ein Mangelernährungsrisiko" und der abschließenden Handlungsaufforderung, finde ich fachlich präzise und gesellschaftlich relevant. Dabei gefällt mir, dass sich der Spot auf eine klare Message fokussiert und nicht in blumigen Versprechen oder übertriebenem Produkt-Lob verliert. Gleichzeitig erlaube ich mir die süffisante Bemerkung, dass die plakative Aufforderung "Testen Sie Ihre Lieben jetzt" schon einen Hauch von Alarmismus verbreitet und ein klein wenig zum Übertritt ins Ratgeberhafte tendiert. Ich persönlich hätte mir an dieser Stelle einen subtileren Zugang gewünscht, der der Intelligenz der Zielgruppe etwas mehr zutraut.

In Bezug auf die visuelle Markenführung springt das "resource"-Logo beständig ins Auge, was in meinen Augen sowohl für Vertrauen und Kontinuität sorgt, aber auch einen gewissen Pragmatismus ausstrahlt – hier dominieren Funktionalität und Seriosität über künstlerischen Gestaltungswillen. Meiner Meinung nach setzt Nestlé Health Science damit auf eine leicht zugängliche, aber wenig experimentelle Bildsprache.

Abschließend denke ich, dass der Spot in Summe einen sehr soliden, aber nicht wirklich überraschenden Beitrag zum Thema Ernährung im Alter liefert. Die Mischung aus Emotionalität, pragmatischer Ansprache und gesellschaftlicher Relevanz funktioniert, doch ein feinerer, originellerer Zugang hätte mir persönlich noch besser gefallen.

Wie siehst du das? Welche Aspekte des Spots findest du gelungen oder verbesserungsbedürftig – sowohl inhaltlich als auch künstlerisch? Ich fände es spannend zu diskutieren, ob für dich der Ansatz eher zum Nachdenken anregt oder mehr als klassische, emotionale Produktkommunikation wahrgenommen wird.

Autor: Ralf Zmölnig