Was für ein Trumpf an Fahrzeug der IONIQ 9 ist, wird in diesem Spot aus meiner Perspektive reichlich unspektakulär – teils sogar etwas überfrachtet und technologisch erstaunlich beiläufig präsentiert.

Die Bildsprache beginnt tatsächlich vielversprechend: Die klare Straßenaufnahme mit urbanem Flair wirkt zwar zeitgemäß, aber beim Anblick der aufgebahrten Front im typischen „Product Shot“-Stil fühle ich mich doch sehr an generische Auto-Werbung erinnert. Ab da reiht sich Sequenz an Sequenz, und für meinen Geschmack rast der Spot eher atemlos durch die vermeintlichen Produkt-Highlights: Raum, Technologie, Performance – Schlagwörter statt Story. Klar, ich verstehe, dass hier der schnelle Schlagabtausch moderner Werte Parade stehen soll, aber aus meiner Sicht verpufft so die Chance, die einzelnen Qualitäten intelligent zu inszenieren.

Auf mich wirkt es fast wie ein hektisches Abhaken einzelner Argumente, statt einer raffinierten, wirkungsstarken Dramaturgie zu folgen. Während sich andere Marken gekonnt in Spannungsbögen und subtiler Storytelling-Kunst üben, wirkt dieser Clip in meinen Augen fast schon ein wenig wie ein „Look what we’ve got!“-Best-of zum Durchspulen. Gerade bei den Szenen im Innenraum und beim Thema Raumgefühl oder Relax-Modus hätte ich mir feinere, wahrscheinlich leisere Töne mit mehr Gespür für Details und Erwartungen gewünscht – das Glasdach und die Lichtstimmung werden quasi im Vorbeigehen registriert.

Bemerkenswert finde ich, dass Hyundai die Zielgruppenansprache mindestens als solide, wenn auch wenig überraschende Basis absolviert: Lifestyle, Preisbewusstsein, Nachhaltigkeit – alles drin, aber auch alles schon zigmal gesehen. Ich bin ehrlich: Meiner Ansicht nach bleibt gerade beim Thema Kreativität und Originalität viel Potenzial unausgeschöpft. Die bildlichen Metaphern sind, sagen wir mal, vorsichtig betont funktional und kaum mehr als visuelle Fußnoten am großen Marketing-Tresen. Zu allem Überfluss kann ich persönlich auch mit der Wahl des Sprechers so gar nicht warm werden – die Intonation wirkt auf mich seltsam distanziert, fast gelangweilt, was dem Anspruch des Fahrzeugs nahezu entgegenläuft.

Was mir wiederum aufgefallen ist: Die konsistente Markenbotschaft, die sich in den visuellen und textlichen Elementen verlässlich durchzieht. Die Bildsprache bleibt bei „clean, digital & urban“, das Logo ist präsent, die Schriftzüge klar auf die Produktargumente und Angebote ausgerichtet. Dennoch, das ist für mich wie eine stabile Kulisse für ein Bühnenstück, das aber inhaltlich mehr Glanz und Pointiertheit vertragen könnte.

Summa summarum: Für einen Spot zur Einführung eines der spannendsten Elektrofahrzeuge der Saison, fehlt es mir ganz massiv an dem entscheidenden Kniff – einer intelligenten kommunikativen Wendung, mit der die Kampagne im Kopf bleibt. Ironischerweise offeriert der Spot genau das, was er zu vermeiden sucht – viel Raum, wenig Substanz. Ob das bei anderen ähnlich ankommt? Mich würde interessieren, wie ihr den Spot wahrnehmt: Fühlt ihr euch inspiriert oder eher unterwältigt – und was wäre eurer Meinung nach die kommunikative Bühne, auf der der IONIQ 9 wirklich verdient, gefeiert zu werden? Ich bin gespannt auf eure Sichtweisen und konstruktiven Gedanken!

Autor: Ralf Zmölnig