Gerade das breite Spektrum ist für mich ein Zeichen von modernem Targeting – immerhin möchte niemand das Gefühl haben, zur „falschen“ Fitnesscrowd zu gehören. Ich denke, dieser Aspekt gelingt dem Spot durchaus geschickt, gerade weil die Protagonist:innen in den Szenen keine überhöhte, sondern alltägliche Bewegungssituationen verkörpern.

Allerdings erlebe ich inhaltlich eine gewisse konzeptionelle Schlichtheit: Die Kernaussage – High Protein Power „für alle Bewegten, wie auch immer bewegt“ – präsentiert sich für meinen Geschmack fast schon zu zwanglos, ohne eine wirklich raffinierte Klammer oder ein überraschendes Stilmittel. Meiner Ansicht nach hätte man mit mehr sprachlicher Finesse oder größerer kreativer Kühnheit durchaus einen emotionaleren oder erinnerungsstärkeren Impuls setzen können, anstatt relativ linear von Szene zu Szene zu gleiten.

Was mir allerdings im Gedächtnis bleibt, ist definitiv die Bildsprache. Die Spot-Ästhetik – vor allem im schwimmenden Setting mit den glitzernden Blasen und dem intensiven Lichtspiel im Wasser – wirkt, als hätte man eine liebevolle Hommage an moderne Sportfotografie inszenieren wollen. Das finde ich durchaus beachtenswert. Gerade auch die Lichteffekte in den anderen Bildern – mal künstlich-hart im Fußballfeld, mal gedämpft-verträumt auf dem Flur – zeigen, dass die Macher:innen visuell mitdenken. Diese cineastischen Momente geben dem Team sogar fast ein bisschen mehr Persönlichkeit als die eigentlichen Claims.

In Bezug auf die Markenbotschaft, also das „Keep going“ und das wiederholte Herunterdeklinieren von „High Protein Power“, kommt bei mir allerdings der Eindruck auf, dass man hier einen internationalisierten, fast austauschbaren Fitness-Optimismus aufruft. Es wirkt wie ein Allzweck-Mantra, das zwar motivieren will, aber intellektuell wenig fordert und sich auf der Ebene von Buzzwords und Alltagsfloskeln einpendelt. Ein bisschen süffisant drängt sich mir da die Frage auf, ob in der Werbeküche der Mut zum Experiment gegen den sicheren Nährwert der Protein-Routine verloren ging.

Kreativ betrachtet geht der Spot optisch durchaus auf, aber in der Dramaturgie oder im Storytelling bleibt er – aus meiner Sicht – klar hinter dem Potenzial zurück, das eine ambitionierte, gehobene Zielgruppe (zu der ich mich bei solchen Produkten durchaus zählen würde) adressieren könnte. Eine federleichte Ironie auf den Fitnesswahn oder ein zwinkernder Meta-Kommentar hätten dem Ganzen, meiner Meinung nach, gutgetan.

Alles in allem sehe ich in Emmis Spot ein Produkt moderner, solider Werbekommunikation – ordentlich verpackt, aber inhaltlich etwas zu angepasst für meinen Begriff. Ich bin überzeugt, dass hier optisch vieles überzeugt, aber kommunikativ noch Raum für einen echten Aha-Moment geblieben wäre.

Wie beurteilst du die Wirkung dieses Werbespots? Findest du die Ansprache und den visuellen Ansatz eher inspirierend oder doch etwas beliebig? Lass mich gerne wissen, wie das bei dir ankommt oder welche Aspekte du für besonders diskussionswürdig hältst!

Autor: Ralf Zmölnig